Auch Vorgesetzte sind nicht perfekt und ihre Fehler können großen Schaden anrichten – entweder mit einem großen Knall oder schleichend im Büroalltag. Deshalb sollten Führungskräfte sich und ihr Tun stets hinterfragen. Mit den folgenden Tipps können sie vieles besser machen – denn schlecht ist meist nicht die Führungskraft, sondern deren Gewohnheiten. 

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Auch Führungskräfte müssen aus Fehlern lernen

Die Leitung eines Teams oder eines ganzen Unternehmens ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Wer sie übernimmt, muss beispielsweise Strategien entwickeln, Aufgaben delegieren, Ergebnisse kontrollieren und den wirtschaftlichen Erfolg sichern beziehungsweise vergrößern. Das erfordert unter anderem Weitsicht, kühles Rechnen, diplomatisches Geschick und Einfühlungsvermögen gegenüber der Kundschaft sowie den eigenen Mitarbeitenden. Ein gutes Management verfügt über die genannten Eigenschaften und setzt sie in seinen zu verantwortenden Bereichen ein, sodass dort sowohl Motivation als auch Produktivität ansteigen. 

Diesem Ideal entsprechen allerdings nicht alle Führungskräfte. Manche sind mit ihren Aufgaben an der einen oder anderen Stelle überfordert und erreichen nicht das Optimum. Das kann sich in schlechten Geschäftszahlen niederschlagen und damit negativ auf das eigene Standing im Unternehmen auswirken. Nicht selten folgt daraus auch ein tiefgreifender Konflikt zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. So weit darf es nicht kommen, denn derlei Unstimmigkeiten fördern ein toxisches Arbeitsklima und kosten damit Zeit und Geld.

Auslöser sind meist bestimmte Verhaltensweisen von Führungskräften gegenüber einzelnen Beschäftigten oder ganzen Abteilungen. Damit wollen die oder der Vorgesetzte oft eigene Defizite überspielen. Tatsächlich erreichen sie aber nur, dass ihre Mitarbeiter*innnen ihnen keine Anerkennung zollen und sowohl an Motivation verlieren als auch in ihrer Arbeitsleistung nachlassen. Im schlimmsten Fall kann es so weit gehen, dass etwa ein*e Mitarbeiter*in den Vorgesetzten nicht akzeptiert. Mit diesem Phänomen haben oft – aber nicht nur – junge Führungskräfte zu kämpfen.

Nicht immer ist einer schlechten Chefin oder einem schlechten Chef klar, inwiefern sie oder er Widerstände und Probleme verursacht. Das passiert vor allem dann, wenn es ihnen an Selbstkritik und Empathie mangelt. Deshalb ist es von Zeit zu Zeit sinnvoll, das eigene Führungsverhalten zu analysieren und zu hinterfragen. 

Um Ihnen bei Bedarf diesen Prozess der Selbsterkenntnis zu erleichtern, finden Sie hier 9 typische Fehler, die einen schlechten Führungsstil ausmachen. Und auch was sich ändern muss, damit Ihre Mitarbeiter Sie als Führungskraft wieder respektieren.

Fehler 1: Überhebliches Auftreten 

Arroganz ist häufig unter schwachen beziehungsweise schlechten Führungskräften verbreitet, die damit Autorität und Überlegenheit ausstrahlen wollen. Deshalb zeigen sie sich oft unempfänglich gegenüber gut gemeinten Ratschlägen Dritter und frustrieren damit auf Dauer ihre Mitarbeitenden. Ein Wir-Gefühl im Team kann so kaum entstehen.

Vorgesetzte und Mitarbeitende müssen zwar nicht unbedingt auf freundschaftlicher Basis miteinander umgehen, doch sollte zwischen ihnen ein partnerschaftliches Verhältnis herrschen. Schließlich ziehen alle an einem Strang und sind aufeinander angewiesen. Im Sinne von Zusammenhalt und Motivation ist eine enge und vertrauensvolle Beziehung deutlich besser als eine Zweiklassengesellschaft. Suchen Sie also den  Dialog mit Ihrem Team und schließen Sie sich nicht aus. 

Fehler 2: Leere Versprechungen

Sie wollen sich auf Ihre Untergebenen verlassen können. Umgekehrt erwarten auch die Mitarbeitenden, dass Sie Ihre Versprechen einhalten. Wortbrüche erzeugen Unsicherheit, kosten Vertrauen und schaden letztendlich der Arbeitsmoral.

Egal ob es dabei um das versprochene Feedback zu einem Bericht geht, die angekündigte Gehaltserhöhung oder Unterstützung bei der Karriereplanung: Bevor Sie etwas zusagen, sollten Sie sicherstellen, dass Sie dieses Versprechen auch einhalten können.

Fehler 3: Unklare Ansagen

Motivierte Mitarbeitende wollen ihre Aufträge bestmöglich erledigen. Das können sie aber nur, wenn Sie ihnen unmissverständlich erklären, worauf es dabei ankommt. Andernfalls können Fehler passieren und Anweisungen werden nicht ordnungsgemäß ausgeführt. 

Formulieren Sie deshalb Anforderungen, Ziele und Standards stets eindeutig, setzen Sie klare Ziele und beantworten Sie geduldig eventuelle Nachfragen. Das vermeidet im Zweifel nicht nur doppelte Arbeit, sondern auch Frust auf beiden Seiten.

Fehler 4: Mangelndes Feedback

Es ist ohne konstruktive Kritik schwierig, die eigene Leistung zu verbessern. Im Gegenteil: Oft führt fehlendes Feedback bei den Beschäftigten zu Unsicherheit und Angst vor Fehlern. Beides mindert die Produktivität.

Setzen Sie daher regelmäßige Mitarbeitergespräche an und sagen Sie, was gut läuft und wo Verbesserungspotenzial liegt. Oft sorgt auch ein kurzes Lob für Orientierung, wenn eine Aufgabe gut ausgeführt wurde. Gleichzeitig vermitteln Sie damit Ihre Wertschätzung.

Fehler 5: Fehlende Förderung

Eine schlechte Führungskraft verfolgt nur die eigene Karriere und vernachlässigt die Weiterbildung ihrer Untergebenen. Das ist für diese sehr demotivierend. Aber auch schlecht für die Vorgesetzten selbst: Wenn sie selbst aufsteigen wollen, können sie dann keine geeignete Nachfolge vorweisen.

Deshalb ist es sinnvoll, die Qualifikationen im Team zu fördern. Sprechen Sie also mit ihren Mitarbeitenden über deren berufliche Wünsche und tauschen Sie sich darüber mit der Personalabteilung aus. So lässt sich ein geeignetes Programm entwickeln, das die Kenntnisse und Fähigkeiten Ihrer Abteilung stärkt und Vorteile für alle Beteiligten bringt.

Fehler 6: Permanente Kontrolle

Wer die Arbeit seiner Beschäftigten dauernd überprüft, begeht einen schweren Führungsfehler. Denn die permanente und kleinteilige Kontrolle verunsichert und führt zu Unselbstständigkeit, die wiederum die Produktivität mindert.
Schaffen Sie stattdessen ein offenes, vertrauensvolles Arbeitsklima, das Eigeninitiative fördert. Das mag anfangs nicht leicht für Sie sein. Doch mit der Zeit werden Sie merken, dass sich Ihr Rückzug positiv und motivierend auswirkt.

Fehler 7: Häufige Abwesenheit

Gute Vorgesetzte haben nicht nur ein offenes Ohr für ihre Mitarbeiter, sondern auch ein offenes Büro. Verschlossene Türen und Unnahbarkeit jedoch vermitteln, dass Sie wenig Interesse an ihrem Team haben.

Um das zu vermeiden, suchen Sie zwischendurch immer wieder den Kontakt zu Ihrer Abteilung. So zeigen Sie Interesse und erfahren nebenbei, was dort gut und weniger gut läuft. 

Fehler 8: Falsche Schuldzuweisungen

Führungskräfte tragen die Verantwortung für ihr Team – und damit nicht nur für ihre eigenen Ergebnisse, sondern ebenso für die Leistung ihrer Mitarbeitenden. Das gilt auch für Misserfolge. Eine schlechte Chefin oder ein schlechter Chef, die in guten Zeiten die Lorbeeren einheimsen und in schlechten die Schuld bei anderen suchen, verspielen damit Respekt.

Besser ist es, wenn Sie für Fehler verantwortlich einstehen und sich nicht aus der Affäre ziehen. Damit demonstrieren Sie Ihrem Team Rückendeckung und verdienen sich dessen Anerkennung. Gleichzeitig positionieren Sie sich als Identifikationsfigur und Vorbild für Ihre Beschäftigten.

Fehler 9: Ungerechte Bevorzugung

Gehaltserhöhungen und Beförderungen sollten nur Mitarbeitende erhalten, die es verdienen. Wer jedoch dafür immer nur seine persönlichen Favoriten ins Spiel bringt, obwohl die Bevorzugung aus fachlicher Sicht nicht gerechtfertigt ist, verliert das Vertrauen der anderen Beschäftigten. Denn die fühlen sich übergangen und setzen sich aus Enttäuschung weniger für ihre Arbeit ein.

Das können Sie mit einer Gleichbehandlung verhindern, die ausschließlich auf professionellen Fähigkeiten und Qualifikationen basiert. Außerdem nützt es Ihrem Ansehen an höherer Stelle, wenn Sie fähige Leute fördern und so die Leistungsfähigkeit Ihres Teams erhöhen.

Schlechte Führungskräfte können einem Unternehmen großen Schaden zufügen. Und das nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in personeller Hinsicht. Denn Fehlverhalten im Management vermindert die Mitarbeiterbindung, was in Zeiten des Fachkräftemangels sehr nachteilig ist. Die Leitung jedes Unternehmens ist daher gut beraten, sämtliche Führungsebenen stets gut zu beobachten und gegebenenfalls zu reagieren.

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