Wer erfolgreich führen will, muss vom eigenen Team ernst genommen werden. Glaubwürdigkeit ist dabei ein zentraler Faktor. Stellen Mitarbeiter fest, dass die Ansagen ihrer Vorgesetzten wenig belastbar und verlässlich sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Vertrauen in die Leitungsebene schwindet. 

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Glaubwürdigen Führungskräften gelingt es leichter, Mitarbeiter auch in schwierigen Situationen zu motivieren und weniger erfreuliche Maßnahmen durchzusetzen. Aber nicht von oben herab: Klassische Führungsstile wie Command & Control haben ausgedient. 

Vertrauen als zentrale Währung in einer neuen Arbeitswelt

Moderne Führung ist vor allem eines: mitarbeiterorientiert. Spätestens seit den rasanten Veränderungen im Zuge der Corona-Pandemie müssen Führungskräfte sich daran anpassen. Wenn das Team ganz oder teilweise im Home-Office sitzt, ist Vertrauen die vielleicht wichtigste Währung – und zwar in beide Richtungen. Führungskräfte haben durch die neue Situation an Kontrollmöglichkeiten eingebüßt und müssen sich darauf verlassen, dass ihre Mitarbeiter selbstorganisiert gute Ergebnisse liefern. Diese wiederum brauchen dafür die Sicherheit, dass ihr Vorgesetzter an sie glaubt und sie unterstützt, wo immer es möglich ist. Kurzum: Als Führungskraft müssen Sie verlässlich und glaubwürdig sein, um das Vertrauen Ihres Teams zu gewinnen.

Was macht eine gute Führungskraft aus? 5 Säulen für mehr Glaubwürdigkeit

Glaubwürdigkeit setzt permanente Arbeit und Selbstreflexion voraus. Die gute Nachricht: Grundsätzlich sind die meisten Mitarbeiter aufgeschlossen und dankbar, wenn ihnen ihre Führungskraft den Weg weist. Das gilt umso mehr, je unsicherer die Zeiten sind. Um Ihr Profil als vertrauenswürdiger Entscheider zu schärfen, sollten Sie diese Aspekte immer im Blick behalten.

1. Transparenz – offen und ehrlich kommunizieren

Besonders in unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass Mitarbeiter wissen, woran sie sind. Bieten Sie Orientierung: Wie ist die Lage? Wohin geht die Reise? Welche Maßnahmen stehen an? Es ist nachvollziehbar und ehrenwert, wenn Sie Ihren Mitarbeitern unnötige Sorgen ersparen und Unruhe im Team vermeiden wollen. Trotzdem sollten Sie vage oder weichgespülte Botschaften vermeiden. Ansonsten laufen Sie Gefahr, genau das Gegenteil zu erreichen: Das Team fühlt sich erst recht verunsichert. Und über kurz oder lang werden solche Manöver leicht durchschaut.

Mitarbeiter verkraften auch unerfreuliche Neuigkeiten besser als viele Führungskräfte glauben – wenn sie offen und ehrlich angekündigt werden. So fühlt sich das Team als Gesprächspartner auf Augenhöhe wahrgenommen. Im Idealfall bringen Mitarbeiter sich daraufhin mit eigenen Lösungsansätzen ein. Zumindest aber ist ihre Loyalität sehr wahrscheinlich.

2. Konsequenz – auch wenn es unharmonisch wird

Wenn Sie Regeln aufstellen, sorgen Sie dafür, dass diese eingehalten werden. Und zwar von allen – auch von Ihnen. Ebenso darf es für Ihre Leistungsträger keine Sonderbehandlung  geben. Manche Maßnahmen werden auf wenig Begeisterung stoßen. Das müssen sie aushalten! Gehen Sie Konflikten nicht aus dem Weg und beherzigen Sie dabei das Transparenzgebot. Auch wenn Ihr Team nicht erfreut ist, weiß es zumindest, woran es ist. Sie werden es ohnehin nie allen recht machen können. Das Zurücknehmen von Entscheidungen wirft immer Schatten auf Ihre Glaubwürdigkeit.

Führungskräfte, die heute hü und morgen hott sagen, verunsichern ihre Mitarbeiter. Das führt über längere Sicht zu Abstumpfung und letztendlich zum Vertrauensverlust. Grundsätzlich gilt: Je weniger Regeln Sie aufstellen, desto einfacher ist es, diese konsequent einzuhalten. Das erfordert natürlich Vertrauen in ihre Mitarbeiter, vor allem wenn diese remote arbeiten.

3. Vorbildfunktion – die eigenen Werte vertreten

Gerade in Zeiten von Home-Office und dezentralen Teams ist es wichtig, Orientierung zu geben. Wenn der direkte Sichtkontakt überwiegend entfällt, muss die Vorbildrolle virtuell greifbar werden. Dabei spielt überzeugende und klare Kommunikation eine entscheidende Rolle. Beziehen Sie also klar Position: Wofür stehen Sie als Führungskraft? Was ist Ihnen wichtig? Was wollen Sie mit Ihrem Team erreichen? Wechselnde Vorgaben verwirren. Setzen Sie besser ein übergeordnetes Ziel, das als Leitmotiv dient.

Worte allein reichen allerdings nicht. Es kommt auch darauf an, dass Sie selbst nach Ihren postulierten Werten handeln. Verlangen Sie nichts von Ihren Mitarbeitern, was Sie selbst nicht einhalten. Das beginnt bereits bei Kleinigkeit wie pünktlichem Erscheinen zu Meetings. Ebenfalls ein wichtiger Faktor: Loyalität! Wenn Sie diese fordern, müssen Sie sie auch selbst liefern. Zeigen Sie, dass Sie sich für Ihre Mitarbeiter einsetzen.

4. Ergebnisse liefern – den Führungsanspruch bestätigen

Glaubwürdig sind Sie nur, wenn Sie wissen, wovon Sie sprechen. Das bedeutet auch, dass Sie Ihre eigenen Skills permanent reflektieren und bei Bedarf anpassen. Sie brauchen nicht all Ihr Wissen mit Ihren Mitarbeitern teilen. Aber wenn Sie ihnen damit weiterhelfen können, behalten Sie es nicht für sich. In jedem Fall sollten Sie bei Problemen ansprechbar sein. Zeigen Sie, dass Sie nicht nur planen, sondern Ihre Mitarbeiter auch bei der Umsetzung nicht allein lassen. Begleiten Sie Projekte oder Prozess bis zum Schluss aktiv und seien Sie zur Stelle, wenn es hakt.

Außerdem wichtig: Entwickeln Sie Ihr Team weiter. Erkennen Sie das Potenzial Ihrer Mitarbeiter und zeigen Sie Verbesserungsmöglichkeiten auf. Das gilt ganz besonders – aber nicht nur – für Ihre Leistungsträger. Denn die sind essentiell, um gestärkt aus der Corona-Pandemie hervorzugehen. Nicht ohne Grund stehen Mitarbeiterentwicklung und -zufriedenheit derzeit sehr weit oben auf der Agenda für die erste Jahreshälfte 2021. Für knapp ein Drittel (31 %) der im Rahmen des aktuellen Arbeitsmarkt-Reports von Robert Half befragten Geschäftsführer ist Talent Management eine der Top-Prioritäten auf dem Weg aus der Krise.

5. Fehler zugeben – menschlich bleiben

Bei aller Kompetenz: Niemand ist vor Fehlern gefeit. Gerade jetzt stehen Führungskräfte vor völlig neuen Herausforderungen und müssen eine nie dagewesene Situationen bewältigen. Geben Sie Fehlentscheidungen offen zu (Stichwort Transparenz) und winden Sie sich nicht heraus. Selbstkritik schadet nicht, sondern stärkt Ihre Glaubwürdigkeit, wenn Sie Kritik an anderen üben.

Führungsstil und Unternehmenskultur müssen zueinander passen

Ob eine Führungskraft als glaubwürdig wahrgenommen wird, hängt auch davon ab, ob ihr Führungsstil zum Unternehmen passt. Steht dieser im krassen Widerspruch zur Unternehmenskultur und kommt nicht ohne Verstöße gegen bestehende Regeln aus, kann das auf lange Sicht nicht gut gehen. Das Ideal ist ein angenehmes Arbeitsumfeld, das von gegenseitiger Unterstützung und Wertschätzung geprägt ist. Davon profitieren alle Seiten: Führungskräfte gewinnen an Glaubwürdigkeit, das fördert wiederum die Unternehmensreputation.

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Bildquelle: © Ashkan Forouzani - Unsplash.com