KI, RPA, NLP oder ML – diese Abkürzungen tauchen seit geraumer Zeit im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Rechnungswesens auf. Doch soweit sind längst noch nicht alle Unternehmen. Manche Firmen haben erst im Zuge der Corona-Pandemie festgestellt, dass Rechnungen und Belege in Papierform nicht mehr zeitgemäß sind. Aber wie geht es jetzt weiter? Werden Buchhalter überhaupt noch gebraucht, wenn alles automatisiert wird?

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Umstellung von Papier auf E-Mail macht noch keinen digitalen Wandel

Die Corona-Pandemie wird allenthalben als Beschleuniger der Digitalisierung gehandelt. Spätestens in Zeiten, in denen die gesamte Buchhaltung dezentral aus dem Home-Office arbeitet, wird selbst den konservativsten Unternehmen klar: Physische Belege von A nach B zu befördern ist nicht mehr zeitgemäß. Aber auch wenn Kunden und Kollegen Rechnungen und Quittungen jetzt auf digitalem Weg als E-Mail-Anhang einreichen und Cloud-basiert statt auf lokalen Servern arbeiten, markiert das noch lange keinen digitalen Wandel. Es kann immerhin eine erste Annäherung an das Thema sein.

Bei der Digitalisierung geht es schließlich um mehr als nur das reine Übertragen von Analogem in eine entsprechende digitale Form. Im Accounting bedeutet Digitalisierung vor allem Automatisierung. Dafür ist die Buchhaltung mit ihrer stark mathematischen Ausrichtung und zahlreichen standardisierten Prozessen wie geschaffen.

Shared Service Center statt Kreditoren- und Debitorenbuchhalter?

Solche Automatisierungsprozesse fanden in der Buchhaltung schon statt, bevor Digitalisierung zum großen Thema wurde. Und sie erleichtern Fachkräften die Arbeit enorm: Komplizierte und zeitraubende Berechnungen erledigt jetzt Software, die nebenbei noch Fristen und Termine im Blick behält oder Informationen zusammenführt, analysiert und zentral speichert. Oft reicht dafür ein Mausklick.

Doch was kommt als Nächstes? Wozu werden Fachkräfte noch gebraucht, wenn Shared Services automatisiert die gesamte Buchhaltung und selbst Controlling-Aufgaben übernehmen können? Klar ist: Über kurz oder lang werden komplette Arbeitsprozesse automatisiert werden. Das bedeutet aber keineswegs, dass Buchhalter ein Job ohne Zukunft ist. Auch wenn er zu den Berufen zählt, denen seit Beginn der digitalen Transformation ein baldiges Aussterben prognostiziert wird.

Künstliche Intelligenz & Co.: Mit diesen Technologien sollten sich Accountants anfreunden

Allerdings wird sich das Berufsbild stark wandeln. Die typische Buchhalter-Rolle von heute, den klassischen Zahlenjongleur, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Position wird IT-lastiger werden. Accountants werden zur Schnittstelle zwischen Technik und Zahlen. Keine Sorge – Finanzfachkräfte werden nicht gleich zum Programmierer werden müssen. Aber sie müssen die Technologien verstehen, mit denen sie arbeiten. Nur so können sie ihre fachlichen Anforderungen in IT-Sprache übersetzen und erreichen, dass Programmierer ihnen genau die Tools bauen, die sie für ihre Arbeit brauchen.

Vor allem folgende Technologien sind relevant für die weitgehend oder komplett selbstständige Arbeit von Programmen:

  • Robotic Process Automation (RPA) übernimmt schon heute viele wiederkehrende Routineprozesse. Weil die Software dahinter immer leistungsfähiger wird, hat RPA zunehmend komplexere Abläufe im Griff, in die menschliche Mitarbeiter aktuell noch viel Zeit investieren. Dazu zählt etwa die Berechnung von Abschreibungen.
  • Natural Language Processing (NLP) ermöglicht die sprachliche Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Die Technologie wandelt Dokumente und Sprache in strukturierte Daten um. Das Ziel: Computer lernen, sich auf menschliche Weise in Wort und Schrift auszudrücken. Das funktioniert bereits mit Chatbots in der Kundeninteraktion sowie in der Vertrags- und Dokumentenvorbereitung.
  • Künstliche Intelligenz (KI) bewertet beispielsweise für Versicherungen Risiken oder prüft, ob bei gemeldeten Schäden Betrug im Spiel ist. Künftig könnte KI im Zusammenspiel ihrer analytischen Fähigkeiten mit menschlicher Kreativität (symbiotisches Computing) stärker für die Strategieentwicklung eingesetzt werden.
  • Maschinelles Lernen (ML) befähigt Software, sich selbst zu verbessern. Dafür verarbeitet sie große Datenmengen, sucht darin nach Mustern und leitet daraus einen Lernprozess ab – ganz ohne menschliches Zutun. Die eingebauten ML-Algorithmen sammeln “Erfahrungen” und machen entsprechend ausgestattete Programme sehr anpassungsfähig. Sinnvoll ist ihr Einsatz unter anderem in der Compliance-Überwachung. Hier können sie die Wirksamkeit automatisierter Schlüsselkontrollen verbessern und kostspielige Verstöße verhindern.

Auf diese Skills kommt es für Finanzprofis in einer digitalisierten Arbeitswelt an

Die geschilderten Trends zeigen: Die Buchhaltung wird durch die Digitalisierung stark verändert. Schritt für Schritt. Fachkräfte in diesem Bereich sind deshalb gefordert. Zwar werden ihre Stellen nicht von heute auf morgen von Software und automatisierten Systemen übernommen. Doch sie müssen sich in vielen Bereichen verstärkt an digitale Kollegen und Lösungen gewöhnen. Die bringen immerhin durchaus positive Effekte mit sich: Sie nehmen Mitarbeitern aus Fleisch und Blut monotone und lästige Tätigkeiten ab und verschaffen uns mehr Zeit für kreative oder kommunikative Aufgaben, für die es menschliche Fähigkeiten braucht.

Das hat konkrete Auswirkungen auf die Qualifikationen, die im Accounting der Zukunft wichtig werden. Um weiterhin erfolgreich in ihrem Beruf zu sein, brauchen Finanzprofis Kompetenzen in folgenden Bereichen:

  • Datenanalyse: Digitale Informationen sind elementar für die Buchhaltung und deren Automatisierung. Mitarbeiter müssen sie verstehen und damit souverän umgehen. Dies erfordert Kenntnisse über gängige Berichterstellungstools und Erfahrung mit cloud-basierten ERPs.
  • Kreativität und strategisches Denken: Software sucht stets nach Mustern, die sie mit ihren Algorithmen analysiert. Passen Ereignisse oder Kundenwünsche nicht in ein entsprechendes Raster, geraten Programme (noch) an ihre Grenzen. Erfahrene Finanzfachleute sind hier viel flexibler. Sie erkennen frühzeitig individuelle Chancen und Risiken und können dazu passende Lösungen entwickeln oder Trends erkennen.
  • Emotionale Intelligenz: Gute Buchhalter gehen mit ihren Kunden auf einer vertrauten und vertrauensvollen Basis um. Dank Empathie erkennen sie Befindlichkeiten und Bedürfnisse ihrer Geschäftspartner und gehen darauf ein. Soweit ist KI zumindest heute noch nicht.
  • Kommunikation: Versierte Finanzprofis finden immer die richtigen Worte. Mit ihrer genauen und zugleich verständlichen Ausdrucksweise verbessern sie den Kundenservice und erleichtern die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, etwa bei laufenden digitalen Transformationsprojekten.

An diesen (und weiteren) Soft Skills sollten Finanzprofis stets arbeiten. Dann ist die Digitalisierung im Rechnungswesen für sie auf absehbare Zeit kein Schreckgespenst, sondern eine Chance, die Karriere in eine spannende neue Richtung zu lenken. 

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