Junger Mann überlegt, wie er auf abgelehnte Gehaltserhöhung reagieren soll.

Sie haben im vergangenen Jahr Überstunden geschoben, mehr Verantwortung übernommen und sogar am Wochenende gearbeitet: Mehr als genug Anlass für eine Gehaltserhöhung - finden Sie.

Ihr Chef sieht das anders. Das Lohnplus, mit dem Sie fest gerechnet hatten, schlägt er aus. Was können Sie tun? Wir haben typische Einwände von Chefs gesammelt – und Tipps, wie Sie darauf richtig reagieren.

Warten Sie nicht – werden Sie aktiv!

Die meisten deutschen Arbeitnehmer finden sich mit einem ausgeschlagenen Gehaltswunsch zunächst einmal ab. Denn das am weitesten verbreitete Verhalten nach einer abgelehnten Gehaltserhöhung ist: abwarten. Nur für wenige ist das ein Grund, den Job zu wechseln. 

  • Mehr als die Hälfte wartet bis zum nächsten Mitarbeitergespräch, um erneut eine Gehaltserhöhung zu fordern.
  • Ein Drittel bittet um andere Benefits, etwa Zusatzleistungen, Fortbildungen oder strebt eine Beförderung an.
  • Etwa jeder Zehnte sucht nach einem neuen Job.

Allerdings müssen Sie sich nicht zwangsläufig damit abfinden, wenn Ihr Chef Ihre Bitte um eine Gehaltserhöhung zunächst ablehnt. Werden Sie aktiv, anstatt abzuwarten und den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Vielleicht fragen Sie mal bei Ihren Kollegen nach – aber bitte mit Feingefühl, da das Gehalt für viele ein sensibles Thema ist. Und vielleicht können Sie Ihren Vorgesetzten am Ende doch noch überzeugen: Setzen Sie seinen Argumenten gegen die Gehaltserhöhung eine passende Reaktion entgegen.

Entkräften Sie typische Chef-Argumente

Reaktion auf: „Sie haben sich nicht weiterentwickelt“

Als Sie die Gehaltserhöhung fordern, sagt Ihr Chef, Sie hätten haben seit der letzten Erhöhung keine Weiterentwicklung gezeigt oder mehr Verantwortung übernommen.

So reagieren Sie richtig: Prüfen Sie zunächst, ob Sie sich tatsächlich nicht weiterentwickelt haben. Oder haben Sie es lediglich versäumt, Ihren Chef auf die gestiegene Verantwortung und Ihre Erfolge aufmerksam zu machen?

Arbeiten Sie an Ihrem Selbstmarketing. Falls die Kritik Ihres Chefs berechtigt ist: Fragen Sie ihn, welche Leistungen er von Ihnen erwartet, damit eine Gehaltserhöhung legitim ist. Jetzt haben Sie ein klares Ziel, auf das Sie sich in den nächsten Monaten konzentrieren können.

Reaktion auf: "Ihre Argumente überzeugen mich nicht."

Findet Ihr Vorgesetzter, dass ihn Ihre Argumente nicht überzeugen, meint er eigentlich: Sie sind schlecht vorbereitet und haben Ihre Leistung nicht überzeugend dargelegt.

So reagieren Sie richtig: Gute Arbeit zu leisten bringt nichts, wenn der Chef es nicht erfährt. Offensichtlich haben Sie hier ein Defizit. Erstellen Sie eine Liste Ihrer Erfolge seit der letzten Gehaltserhöhung. Haben Sie dem Unternehmen Zeit oder Geld gespart? Erfolge, die Sie mit Zahlen belegen können, sind besonders überzeugend.

Vergleichen Sie die Jobbeschreibung in Ihrem Arbeitsvertrag: Übernehmen Sie mittlerweile mehr Aufgaben oder hat sich Ihr Verantwortungsbereich erweitert? Das sind gute Argumente für eine Gehaltserhöhung, die Sie Ihrem Chef präsentieren sollten. Bleiben Sie dabei immer sachlich und professionell.

Reaktion auf: "Das Unternehmen steckt in einem großen Veränderungsprozess"

Ihre Gehaltserhöhung wird abgelehnt mit der Begründung, dass das Unternehmen in einem großen Veränderungsprozess stecke oder sich kurz vor einer Übernahme befinde.

So reagieren Sie richtig: Zeigen Sie Verständnis dafür, dass sich das Unternehmen in einer schwierigen Situation befindet. Machen Sie aber auch deutlich, dass das Gehalt von Ihrer Leistung abhängen sollte und nicht einzig vom Zustand des Unternehmens. Fragen Sie, wann und unter welchen Umständen die erwartete Gehaltserhöhung möglich ist.

Für einzelne gute Leistungen gibt es selten eine Gehaltserhöhung, sondern maximal eine Bonuszahlung. Ein höheres Gehalt erwartet Sie hingegen bei konstant guten Leistungen – und wenn Sie Ihren Wert für die Firma in Zukunft weiter steigern.

Den besten Verhandlungserfolg haben Sie daher, wenn Sie nicht nur betonen, was Sie in der Vergangenheit geleistet haben. Sie sollten vor allem hervorheben, was Sie der Firma im nächsten Jahr bringen werden.

Das sollten Sie auf keinen Fall tun

Wird die gewünschte Gehaltserhöhung trotz guter Leistung abgelehnt, ist die Enttäuschung in der Regel groß. Vielleicht haben Sie auch zu hoch gepokert? In jedem Fall sollten Sie bei einer Absage emotionale Reaktionen vermeiden.

Weder der Wutausbruch noch die Rolle der beleidigten Leberwurst bringen Sie Ihrem Ziel näher. Im Gegenteil: So verschlechtern Sie das Verhältnis zum Chef und damit Ihre Verhandlungsposition im nächsten Gespräch. Stattdessen sollten Sie Ihren Boss nach den Gründen fragen, warum er Ihnen keine Gehaltserhöhung geben kann oder möchte.

Wenn es Ihnen schwerfällt, im Gespräch die Ruhe zu bewahren, bitten Sie ihn um eine Unterbrechung oder vereinbaren Sie ein Anschlussgespräch.

Keine gute Idee ist es, sich die verdiente Gehaltserhöhung auf anderen Wegen zu beschaffen. Zum Beispiel, indem Sie sich großzügig an der Materialausgabe bedienen, überpünktlich Feierabend machen oder die Anzahl privater Telefongespräche hochschrauben. So erreichen Sie höchstens eine Abmahnung oder sogar die Kündigung – und natürlich leidet Ihr Arbeitszeugnis darunter.

Wann Sie sich einen neuen Job suchen sollten

Etwa jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland kündigt, wenn der Chef seinen Gehaltsvorstellungen nicht nachkommt. Ob dies auch für Sie eine Option ist, sollten Sie nicht von der Gehaltserhöhung abhängig machen.

Vielmehr sollten Sie sich Gedanken machen wie die Zukunftsperspektiven und wie zufrieden Sie generell sind. Fragen Sie sich deshalb:

  • Wie stehen die Aussichten, dass Sie mittelfristig das Gehalt bekommen, mit dem Sie zufrieden sind?
  • Wie sind Ihre Aufstiegschancen bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber?
  • Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihren Aufgaben?

Wenn Sie zum jetzigen Zeitpunkt unzufrieden sind und keine kurzfristige Änderung erwarten, sollten Sie daher überlegen, ob sich das innerhalb des nächsten Jahres ändern wird. Ist auch langfristig keine Änderung in Sicht, ist es vermutlich Zeit für einen Jobwechsel.

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Bildquelle: © Robert Half