Eine Niederlage im Job - das kann den Besten passieren. Doch erfolgreiche Menschen stecken einen Rückschlag meist leichter weg. Warum Experten Arbeitnehmern empfehlen, dafür unbedingt ihre Resilienz zu trainieren  – und welche elementare Jobstärke sich hinter diesem Begriff verbirgt.

Fast jeder kennt jemanden aus dem eigenen Umfeld, den scheinbar so schnell nichts umhauen kann. Im Gegenteil: Er oder sie geht sogar gestärkt aus Krisen hervor. Andere kämpfen lange mit den Folgen von Rückschlägen im Job.

Kollege Meyer ist mittlerweile im oberen Management angekommen – obwohl ihm vor ein paar Jahren ein großes SAP-Projekt misslungen ist. Aber das hat ihn nur kurzzeitig zurückgeworfen. Er hat aus seinen den Fehlern gelernt und an sich geglaubt. Wenig später wurde ihm schon wieder ein großes Projekt übertragen.

Anders lief es für den Kollegen Schmidt. Durch eine Restrukturierung im Unternehmen ging die sichergeglaubte Beförderung an ihm vorbei. Mit seinem neuen Vorgesetzten hatte er von Beginn an Probleme und seither will ihm kaum mehr ein Projekt so gut gelingen wie früher.

Doch ist es Zufall, wie wir mit Rückschlägen umgehen? Seit einigen Jahrzehnten stellen sich Psychologen diese Frage und die Forschung legt nahe: Erfolgreicher im Leben sind meist Menschen, die mit Krisen souverän umzugehen wissen und sich von Unsicherheiten im Job nicht entmutigen lassen.

Offensichtlich liegt diese Fähigkeit manchen mehr im Blut als anderen. Aber sie lässt sich auch weiterentwickeln. Im nächsten Abschnitt verraten wir Ihnen 5 Tipps, wie Sie souverän mit kleinen und größeren Krisen im Job umgehen.

5 Strategien, um mit Rückschlägen im Job umzugehen

In den vergangenenJahren haben Karriere-Coaches die sogenannte Resilienzforschung für sich entdeckt – also die Untersuchung der psychischen Widerstandsfähigkeit. Wir haben für Sie fünf einfache Faktoren zusammengefasst, die unserer Einschätzung nach eine sehr wichtige Rolle bei der Krisenbewältigung spielen – und an denen man arbeiten kann.

1. Rückhalt bei Krisen im Job

Eine Aufgabe macht uns umso nervöser, je tiefer wir beim Scheitern fallen können. Folgt auf einen Misserfolg “nur” ein klärendes Gespräch mit dem Chef, ist die Anspannung geringer, als wenn der Job auf dem Spiel steht. Die Fallhöhe definiert das Stresslevel.

Deshalb ist es wichtig, sich gewisse Fangnetze zu schaffen, so dass man weiß: Selbst wenn es schief geht, falle ich niemals ganz nach unten.

Ein verlässliches Fangnetz sind Familie und Freunde oder auch Vereine und ehrenamtliches Engagement. Für die meisten Menschen ist außerdem Geld ein wichtiger Faktor: Zu wissen, dass das finanzielle Überleben nicht vom unmittelbaren beruflichen Erfolg abhängt, lässt vieles leichter nehmen. Wenn Sie hierzu tendieren, sollten Sie bei Vertragsverhandlungen auf ein solides Grundgehalt achten und sich nicht zu sehr von leistungsbezogenen Boni abhängig machen.

2. Erfahrung

Kaum ein Mensch kommt ohne Krisen durchs Berufsleben. Abgelehnte Bewerbungen, ein misslungenes Projekt und Kündigungen sind Rückschläge im Job, die jeden irgendwann einmal erwarten. Doch in jeder Krise steckt eine Chance, denn auch Bewältigungsmeister fallen selten vom Himmel.

Den meisten Krisen kann man ohnehin nicht ausweichen – und so ist die sinnvollste Reaktion, sich zu stellen. Wichtigste Regel: Akzeptieren Sie den Rückschlag als das was er ist und lernen Sie, mit ihm umzugehen. Das ist produktiver und auch gesünder, als darüber zu rätseln, wie es so weit kommen konnte. Konzentrieren Sie sich darauf, die Ursachen zu analysieren und aus Fehlern für die Zukunft zu lernen.

3. Optimismus

Wenn die Krise vor Ihnen steht, füllt Sie meist Ihr ganzes Blickfeld. Sie zu bewältigen erfordert ein hohes Maß an Konzentration. Doch genauso wichtig ist es, sich nicht von ihr vereinnahmen zu lassen. Schaffen Sie in Ihrem Bewusstsein Raum für positive Gedanken.

Vielleicht finden Sie diese in der Vergangenheit: Erfolgreiche Projekte, die viel komplexer waren als das jetzige Problem. Vielleicht müssen Sie auch in die Zukunft sehen: In wenigen Tagen oder Wochen werden Sie den Rückschlag mit Hilfe unserer Strategien überwunden haben. Dann geht es wieder bergauf und Sie können sich in ein neues Projekt stürzen. Hilfreich kann auch der Fokus auf private Freuden sein (siehe Punkt 1): Der Ausflug mit dem Sportverein oder die nächste Familienfeier.

Erlaubt ist alles, was Sie optimistisch stimmt und Ihnen zeigt: Die Krise ist ein zeitlich begrenzter Zustand, der nur einen Teil Ihres Lebens einnimmt und vorübergeht.

4. Selbstvertrauen

Je größer eine schwierige Situation erscheint, umso kleiner fühlen Sie sich wahrscheinlich selbst. Geben Sie sich dieser Perspektive nicht hin. Sonst laufen Sie Gefahr, Ihren eigenen Einfluss zu unterschätzen.

Glück, Zufall oder anderen Beteiligten die alleinige Verantwortung für den Ausgang zu geben, ist eine fatale Strategie. Damit berauben Sie sich selbst Ihres Einflusses. Nehmen Sie stattdessen eine objektive Analyse vor: Woran können Sie etwas ändern und womit müssen Sie leben?

Stellen Sie sich vor, Sie leiten ein Projekt, das die Deadline längst überschritten hat. Das Ende ist immer noch nicht in Sicht und es fällt leicht zu sagen: So viele Kollegen sind an dem Projekt beteiligt – wann wir es tatsächlich abschließen, liegt nicht in meiner Hand. Es mag stimmen, dass Sie von anderen abhängig sind, aber das heißt nicht, dass Sie keinen Einfluss haben. Sie können Aufgaben priorisieren oder neu verteilen und die Dringlichkeit deutlich kommunizieren. In jedem Fall sollten Sie sich von anderen Beteiligten nicht entmutigen lassen und Ihre Aufgaben rechtzeitig abschließen.

5. Selbstwahrnehmung

Krisen im Job sind – wie die meisten Problemstellungen – sehr individuell. Deshalb gibt es kaum Empfehlungen, die jedem Menschen gleichermaßen weiterhelfen. Für Sie heißt das: Sie müssen durch Ausprobieren (siehe Punkt 2) herausfinden, wie Sie Rückschläge im Job am besten meistern.

Manche Menschen glauben: Willenskraft ist der Schlüssel zum Erfolg. Vielen Menschen hilft aber genau das Gegenteil. Wenn sie sich lange Zeit auf ein Problem konzentrieren, blockieren sie. Sorgen sie hingegen für Entspannung, kommt die Lösung „wie von selbst“.

Deshalb müssen Sie für sich selbst herauszufinden, mit welcher Taktik Sie Krisen am besten überstehen. Diese Vorgehensweise können Sie dann trainieren. Und zwar nicht erst, wenn Sie mittendrin stecken: Stellen Sie fest, dass bestimmte Entspannungsübungen Ihnen weiterhelfen, üben Sie diese in kleineren Stresssituationen – dann können Sie auch im Ernstfall leichter darauf zurückgreifen.

Selbst wenn ein beruflicher Rückschlag Sie besonders hart trifft und Sie sogar den Job kostet, geht es weiter: Denn Fachkräfte wie Sie sind gesucht und finden auch andernorts spannende Aufgaben.

Jobsuche

Stellen Sie sich vor, wie Sie dann in wenigen Monaten zurückblicken und sagen: Ich habe die Krise überwunden und dabei die Erfahrung und das Selbstbewusstsein gewonnen, auch mit dem nächsten Rückschlag fertig zu werden.

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