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Autoritär, kooperativ, Laissez-faire & Co.: Es gibt verschiedene Cheftypen, deren Verhalten sich stark voneinander unterscheidet. Ihre Vorgesetzten können Sie sich meist nicht aussuchen, aber Sie können lernen, wie Sie am besten auf den jeweiligen Führungsstil reagieren. Das erfahren Sie hier in unserer Chef-Typologie.

Der Führungsstil hat großen Einfluss 

Wahrscheinlich haben Sie es selbst schon erlebt: Bei manchen Führungskräften sind Sie motiviert und begeistert bei der Sache und bringen gerne eigene Ideen ein. Bei anderen dagegen machen Sie Dienst nach Vorschrift oder haben sogar Angst vor negativen Konsequenzen, wenn Sie bei der Arbeit etwas Neues ausprobieren. Schwierige Vorgesetzte können sogar zum Kündigungsgrund werden. 

Der praktizierte Führungsstil wirkt sich darauf aus, wie Sie zum Beispiel mit einer neuen Idee umgehen, die Sie haben. Bei manchen Vorgesetzten würden Sie diese sofort äußern und dadurch vielleicht Ihr Team voranbringen. Bei anderen würden Sie sich zurückhalten, weil Sie ohnehin eine negative Reaktion erwarten. Dem Team und damit dem Unternehmen entginge so aber vielleicht eine Chance. Sowohl für Sie persönlich als auch für den Arbeitgeber hängt also viel vom Führungsstil ab. 

Übrigens haben Vorgesetzte nicht immer die freie Wahl, welchen Führungsstil sie verfolgen. In einem eher konservativ geprägten Unternehmen werden sie es schwer haben, einen Laissez-faire-Stil zu vertreten. Umgekehrt wird ein modernes, hierarchiearmes Unternehmen eher keinen autoritären Führungsstil zulassen. 

 

Wie Sie sich auf verschiedene Cheftypen einstellen  

Der Psychologe Kurt Lewin und der Soziologe Max Weber haben im frühen 20. Jahrhundert verschiedene Arten von Führungsstilen kategorisiert. Diese werden immer noch verwendet, um Cheftypen zu beschreiben. 

Wenn Sie Ihre Vorgesetzten einschätzen können, gibt Ihnen das die Möglichkeit, sich auf sie einzustellen. Sie erkennen Muster und können Ihr eigenes Verhalten so gestalten, dass Sie besser mit ihnen zurechtkommen. Beim Umgang mit verschiedenen Cheftypen kann Psychologie also helfen. Andererseits sollten Sie sich aber nicht zu sehr verbiegen, indem Sie sich komplett nach Ihrer Führungskraft richten. Wenn es Ihnen im Job dauerhaft nicht gut geht, kann der Weg in eine andere Abteilung oder sogar eine Kündigung die bessere Option sein. 

 

Autoritärer Führungsstil: Vorgesetzte entscheiden allein 

Beim autoritären Stil (auch als autokratischer Stil bezeichnet) geben Vorgesetzte sehr klare Anweisungen und überprüfen die Ergebnisse genau. Eigenverantwortung der Mitarbeitenden ist nicht gewünscht und für Widerspruch oder eigene Ideen gibt es meist kein offenes Ohr. Dieser Führungsstil ist sehr klassisch und kommt nicht mehr sehr häufig vor. Laut einer Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2019 verfolgten im Befragungszeitraum nur noch 13 Prozent der Führungskräfte in Deutschland diesen Stil. Die Vermutung liegt nahe, dass er eher in traditionellen Unternehmen zu finden ist. 

Vorteile des autoritären Stils sind schnelle Entscheidungen, deutliche Anweisungen und klare Zuständigkeiten. Andererseits leiden unter dem fehlenden Spielraum oft Motivation und Arbeitsklima und es gibt keinen Raum für innovative Ideen. 

Bei einem autoritären Chef oder einer autoritären Chefin haben Sie gute Karten, wenn Sie Ihre Aufgaben überzeugend und zuverlässig erledigen. Achten Sie auf klare Kommunikation und bereiten Sie Ihre Ergebnisse gut verständlich auf. Wenn Sie das Vertrauen der Führungskraft gewonnen haben, können Sie möglicherweise auch eigene Ideen einbringen. 

Eine Variante ist der patriarchalische oder matriarchalische Führungsstil. Er ist ebenfalls autoritär, allerdings sieht sich die Führungskraft dabei eher als Vater- oder Mutterfigur und berücksichtigt die Interessen und Stärken der Mitarbeitenden. 

 

Kooperativer Führungsstil: Alle werden einbezogen 

Der kooperative oder auch demokratische Führungsstil setzt auf gemeinschaftliche Entscheidungen, wobei die Vorgesetzten in der Regel das letzte Wort behalten. Für die Mitarbeitenden bedeutet das deutlich mehr Eigenverantwortung und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Laut der YouGov-Umfrage ist dieser Stil mit 66 Prozent der beliebteste bei den deutschen Führungskräften. 

Mit der wachsenden Verantwortung steigt oft die Motivation der Mitarbeitenden und sie trauen sich, kreativ zu sein und innovative Ideen zu äußern. Weil alle in Entscheidungen einbezogen werden und ihre Perspektiven einbringen können, sinkt das Risiko für Fehlentscheidungen. Ein Nachteil kann allerdings in den verlängerten Prozessen liegen, wenn alle Meinungen gehört und gegeneinander abgewogen werden. 

Bei Vorgesetzten, die kooperativ führen, punkten Sie, wenn Sie viel Eigeninitiative zeigen und Ihre eigenen Ideen einbringen. Behalten Sie das große Ganze im Blick und denken Sie nicht nur an Ihre eigenen Ziele, sondern an den Erfolg des gesamten Teams. 

 

Laissez-faire-Führungsstil: Die Führungskraft hält sich raus 

Cheftypen mit diesem Stil führen nur sehr wenig und überlassen die Mitarbeitenden weitgehend sich selbst. Entscheidungen werden im Team ohne größere Abstimmung mit der Führungskraft getroffen. Diese greift nur dann ein, wenn es wirklich nötig ist. In der YouGov-Umfrage gaben 16 Prozent der deutschen Vorgesetzten an, diesen Führungsstil zu bevorzugen. 

Es kann verschiedene Gründe geben, warum Vorgesetzte diesen Stil nutzen. Vielleicht haben sie großes Vertrauen in ihre Mitarbeitenden und sehen keinen Grund, strenge Vorgaben zu machen. Oder aber sie sind eher desinteressiert und wollen sich wenig Arbeit mit ihrer Rolle machen. 

Ähnlich wie beim kooperativen Führungsstil liegen die möglichen Vorteile in einer höheren Motivation und Kreativität des Teams, weil es nicht von oben eigeschränkt wird. Andererseits kann die Motivation aber leiden, wenn die Führungskraft zu wenig Interesse zeigt. Vorgehensweisen sind oft unklar und es gibt vielleicht keine Weiterentwicklung der Mitarbeitenden, weil niemand sich darum kümmert. 

Bei diesen Cheftypen sollten Sie nicht der Versuchung erliegen, auf Sparflamme zu arbeiten. Das bringt weder Sie noch das Unternehmen voran. Stattdessen sollten Sie selbst Führungsqualitäten zeigen, gemeinsam mit Kolleg*innen für Struktur sorgen und Ihre Ideen einbringen. Dadurch entlasten Sie Ihre Führungskraft und positionieren sich selbst für eine zukünftige Führungsposition. 

 

Situativer Führungsstil: Auf die Mischung kommt es an 

Der situative Führungsstil basiert auf der Erkenntnis, dass nicht jeder Führungsstil in jeder Situation gleich gut funktioniert. Deshalb passen Vorgesetzte ihren Stil an die jeweiligen Mitarbeitenden und an die aktuelle Situation an. Es handelt sich um einen modernen und flexiblen Führungsstil, der sozusagen verschiedene Arten von Führungskräften kombiniert. 

Unerfahrene Teammitglieder erhalten genauere Vorgaben und werden enger geführt, für erfahrene Mitarbeitende gibt es mehr Eigenverantwortung. In Krisensituationen kann der Stil gegenüber dem ganzen Team autoritärer werden, weil schnelle Entscheidungen gebraucht werden. Wenn Ruhe einkehrt, wird er dagegen wieder kooperativer. 

Ein situativer Führungsstil hat den Vorteil, dass alle Teammitglieder die Führung erhalten können, die zu ihnen passt. Die Kehrseite: Da die Mitarbeitenden unterschiedlich behandelt werden, können manche sich benachteiligt fühlen. Außerdem fällt es Ihnen vielleicht schwer, zu erkennen, wo Sie selbst gerade stehen und wie Sie das Verhalten Ihrer Führungskraft einschätzen sollen. 

Bei situativ führenden Cheftypen sollten Sie herausfinden, wie Sie “eingestuft” und behandelt werden. Sind Sie der Meinung, dass Sie zum Beispiel mit mehr Freiheiten oder genaueren Ansagen besser arbeiten könnten? Dann sprechen Sie Ihre Führungskraft darauf an. In der Regel sind solche Vorgesetzte offen für Veränderungen und werden Ihre Initiative schätzen. 

 

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Bildquelle: © Canva