Dass sich die Arbeitswelt wegen der Corona-Pandemie geändert hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Wandel sorgt für einen Bedarf an neuen Kompetenzen. Dabei geht es nicht nur darum, Know-how von außen in Unternehmen zu holen. Vor allem die vorhandene Belegschaft dürfen Firmen nicht aus dem Blick verlieren. Upskilling – auf Deutsch etwa Weiter- und Höherqualifizierung – sollte deshalb bei der Personalentwicklung ganz oben auf der To-do-Liste stehen. 

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Umgang mit Videokonferenz-Tools allein reicht nicht aus

An das Arbeiten im Home-Office mit Videokonferenzen, weniger Kontrolle und vielen neuen Tools haben sich viele Arbeitnehmer und Führungskräfte inzwischen gewöhnt. So scheint es zumindest. Doch längst nicht alle sind in dieser neuen Arbeitswelt richtig angekommen. Es geht schließlich um mehr als die Bedienung der neuen Software für virtuelle Meetings.

Ohne Frage sind digitale und technische Skills in nahezu allen Tätigkeitsbereichen wichtiger geworden und gewinnen künftig weiter an Bedeutung. Doch in einer immer komplexeren digitalen Arbeitswelt sind auch persönliche Kompetenzen wie Adaptivität, Konfliktmanagement oder Kollaboration gefordert. Für Führungskräfte ist ein digitales Mindset unverzichtbar. Sie benötigen neue Führungskompetenzen, um hybrid oder vollständig remote arbeitende Teams zuverlässig zu steuern.

Kompetenzlücken werden wachsen

Und die jüngsten Entwicklungen infolge der Corona-Pandemie sind erst der Anfang. Im Zuge von Digitalisierung und Automatisierung werden sich die Aufgaben in vielen Bereichen in den kommenden Jahren stark verändern. Ein nicht unerheblicher Teil der heutigen Tätigkeiten fällt sogar komplett weg. Im Gegenzug kommen neue hinzu. Doch dafür fehlen in zahlreichen Unternehmen die passenden Skills, wie eine aktuelle Studie der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH) zeigt. 43 % der Unternehmen erfahren bereits jetzt Skill Gaps, weitere 44 % sehen diese in naher Zukunft (max. fünf Jahre) auf sich zukommen.

Angesichts des nach wie vor bestehenden Fachkräftemangels vor allem in der IT, ist das Upskilling ihrer Belegschaften deshalb elementar. Eine solche fachspezifische und handlungsorientierte Weiterqualifikation ist auch deshalb von Bedeutung, weil viele Aufgaben bereits wegfallen dürften, bevor die betreffenden Mitarbeiter aus dem Unternehmen ausscheiden.

Kontinuierliches Kompetenzmanagement wichtig für Wachstum

In der Personalentwicklung kommt es jetzt also darauf an, Mitarbeiter so zu qualifizieren, dass sie in der VUKA-Welt (volatil, unsicher, komplex und ambivalent) mit der betrieblichen Entwicklung Schritt halten können. Dazu müssen zunächst vorhandene und drohende Kompetenzlücken erst einmal identifiziert werden. Das ist nicht immer einfach. Denn vielfach werden Informationen über Fähigkeiten und Kompetenzen von Mitarbeitern bislang nicht systematisch erfasst. Doch diese Daten sind elementar, um fundiert entscheiden zu können, wo Weiterqualifizierungsbedarf besteht. 

Skill Gaps frühzeitig zu erkennen und zielgerichtet Maßnahmen ergreifen zu können sind relevante Faktoren für das Unternehmenswachstum. Daher sollten Unternehmen in diesem Bereich gegebenenfalls nachbessern. Auch dabei kann die Digitalisierung mit entsprechenden Systemen helfen.

Ohne Personalentwicklungsstrategie geht es nicht

Planvolles Vorgehen ist also angesagt. Nicht nur in Bezug darauf, welche Qualifikationen benötigt werden, sondern auch, wie und wem diese vermittelt werden.

  • Upskilling: In der klassischen Bedeutung meint der Begriff das Erwerben neuer fachspezifischer Qualifikation innerhalb der bestehenden Position, etwa dem Erlernen von Skills, um laufende Prozesse künftig mithilfe neuer Technologien automatisiert zu erledigen.
  • Sideskilling geht darüber hinaus und bereitet Mitarbeiter auf neue Positionen vor. Dabei müssen in der Regel völlig neue Kompetenzen erlernt werden.
  • Multiskilling bedeutet, dass Mitarbeiter Fähigkeiten erlangen, um auch Aufgaben aus angrenzenden bzw. verwandten Positionen übernehmen zu können. Das ermöglicht Job-Rotation und verschafft Unternehmen mehr Agilität.

Welche Methoden für die Weiterqualifizierung genutzt werden, hängt stark von den jeweiligen Gegebenheiten ab. Ob ein individuelles Coaching, Präsenzkurse oder ein reines Online-Training das richtige Mittel für den Kompetenzerwerb ist, hängt unter anderem von der Komplexität der Inhalte, aber natürlich auch vom verfügbaren Budget ab. Auch Kombinationen verschiedener Lernformate sind denkbar.

Wichtig ist, dass sich die Qualifizierungsmaßnahmen sowohl in den Arbeitsalltag des Mitarbeiters als auch in die betrieblichen Abläufe gut integrieren lassen. Denn fehlende Zeit ist auf beiden Seiten eines der größten Hemmnisse für Upskilling. Grundsätzlich steht ein Großteil der Angestellten Upskilling aufgeschlossen gegenüber und ist bereit, sich beruflich weiterzubilden. Viele sind sogar hochmotiviert. Jetzt ist es an den Unternehmen, den Ball aufzunehmen und passgenau zurückzuspielen – sprich: ihren Mitarbeitern geeignete Qualifizierungsmöglichkeiten anzubieten.

Das kann mitunter die Entwicklung von neuen Lernmodellen und -kulturen erforderlich machen. Besonders gut angenommen werden in der Regel Lösungen, die Mitarbeitern zeit- und ortsunabhängiges Lernen erlauben und sie nicht überfordern. Ein direktes Feedback und Fortschrittskontrollen helfen, die Motivation hochzuhalten. Im Idealfall bieten Sie Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre neu erworbenen Kenntnisse direkt praktisch anzuwenden. Etwa durch die Einbindung in entsprechende Arbeitsgruppen.

Auch wenn es beim Upskilling vor allem um das Schließen von Kompetenzlücken geht, sollten Unternehmen nicht vergessen, die Belegschaft aktiv in die Personalentwicklung einzubinden. Kommunizieren Sie offen, wohin die Reise gehen soll und was der betreffende Mitarbeiter dazu beitragen kann. Und halten Sie geplante Qualifizierungen verbindlich in Zielvereinbarungen fest. So füllen Sie nicht nur Skill Gaps, sondern fördern gleichzeitig auch die Mitarbeiterbindung und -motivation.

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