Bei der Bewerbung die Kontaktdaten des ehemaligen Chefs angeben, damit der dem potenziellen neuen Arbeitgeber bei Bedarf mehr über Sie erzählt. Klingt für Sie vielleicht noch nach einer befremdlichen Idee, doch auch hierzulande sind Referenzlisten nicht mehr völlig unüblich. Ist das sinnvoll oder eher ein fragwürdiger Trend?

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Referenzen auch in Deutschland auf dem Vormarsch?

Im englischsprachigen Raum ist es gängige Praxis, der eigenen Bewerbung eine Referenzliste beizulegen. Eine – im Idealfall eigens auf die ausgeschriebene Position zugeschnittene – Sammlung von Kontakten, die bereit sind, dem potenziellen neuen Arbeitgeber Auskunft über ihre beruflichen Fähigkeiten zu geben. In Deutschland ist dies noch eher unüblich. Arbeitgeber setzen hier vor allem auf Arbeitszeugnisse. Sie gehören in den meisten Unternehmen nach wie vor zum Pflichtprogramm für Bewerber. Doch auch hierzulande setzen sich Referenzen in Bewerbungen immer mehr durch.

Woran liegt’s? Schwierig zu sagen. Möglicherweise an der Globalisierung. Bei multinational aufgestellten Konzernen sind Bewerbungen auf Englisch und die entsprechenden Bewerbungsstandards üblich. Vielleicht liegt es auch daran, dass Soft Skills im Berufsleben immer wichtiger werden. Zwischenmenschliche Kompetenzen lassen sich im persönlichen Gespräch mit dem ehemaligen Vorgesetzten womöglich besser abklopfen. In klassischen Arbeitszeugnissen wird diesem Aspekt traditionell nur wenig Raum gewährt und er beschränkt sich oft auf den nicht allzu aussagekräftigen Satz “Sein/ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war …”. Oder neigen wir im Zeitalter von Fake-News vielleicht einfach stärker dazu, Angaben mit vertrauenswürdigen Belegen zu versehen?

Was denken Personaler über Referenzen?

Klingt alles durchaus nachvollziehbar. Aber was bedeutet das für Ihre Bewerbung? Künftig nur noch mit Referenzliste, damit Sie Ihre Chancen auf den Job erhöhen und glaubwürdiger rüberkommen? Eine eindeutige Antwort gibt es leider nicht. Beim Thema Referenzen scheiden sich die Geister.

Mancher Personaler betrachtet die Nennung von Referenzen eher als verzweifelten Versuch, einer womöglich nicht ganz so überzeugenden Bewerbung zusätzliche Bedeutung beizumessen. Kritiker sehen sogar die Gefahr, damit unterschwellig ein Klima des gegenseitigen Misstrauens zu schaffen, weil Sie als Bewerber quasi vorwegnehmen, dass der Empfänger Ihren Angaben nicht traut.

Andere Personalverantwortliche sehen die Sache allerdings ganz anders. Sie betrachten Referenzen als Zeichen von Offenheit; der Bewerber hat nichts zu verbergen und hält auch einer genaueren Prüfung stand. Deshalb werten sie eine Referenzliste grundsätzlich erst einmal positiv; unabhängig davon, ob sie von den angegebenen Kontakten tatsächlich auch Gebrauch machen.

Gute Gründe für Referenzen

Unabhängig von den individuellen Vorlieben von Personalern: Referenzen haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Ihr größter Pluspunkt gegenüber dem klassischen Arbeitszeugnis: Sie müssen nicht zwingend wohlwollend sein und können deshalb aufschlussreicher sein als Zeugnisse mit ihren verschlüsselten Codes. Sinnvoll sind Referenzen auch, wenn Sie keine oder nur wenige Arbeitszeugnisse vorlegen können, etwa

  • als Berufsanfänger oder 
  • wenn Sie freiberuflich tätig sind.

In solchen Fällen können beigefügte Empfehlungsschreiben, zum Beispiel vom Professor, der Ihre Abschlussarbeit betreut hat, oder von ehemaligen Auftraggebern sinnvoller sein als eine Referenzliste. So kann sich der Empfänger direkt einen ersten Eindruck verschaffen und muss nicht erst zum Telefonhörer greifen.

 Wird in einer Stellenausschreibung explizit um Referenzen gebeten, sollten Sie in jedem Fall ein Empfehlungsschreiben beilegen oder mindestens zwei Referenzgeber benennen.

Grundsätzlich gilt: Referenzen können Ihre Bewerbung tatsächlich aufwerten und in manchen Fällen womöglich sogar den Ausschlag im Rennen um einen Job geben. Sie können allerdings auch nach hinten losgehen. Und zwar nicht nur, wenn der Referenzgeber sich auf eine konkrete Nachfrage gar nicht so positiv äußert, wie Sie erwartet hatten. Bereits bei der Erstellung können Sie sich selbst ins Aus schießen. Beispielsweise durch zu wenige, zu viele oder falsch gewählte Referenzgeber. In unserem ausführlichen Ratgeber zum Thema Referenzen erklären wir Ihnen, wie Sie es richtig angehen.

Referenzen als Ersatz für das Arbeitszeugnis? Keine gute Idee!

Auf keinen Fall sollten Sie Referenzen als Ersatz für Arbeitszeugnisse betrachten, sondern als Ergänzung. Legen Sie kein Zeugnis eines ehemaligen Arbeitgebers bei, sondern nennen stattdessen nur einen Referenzgeber in diesem Unternehmen, drängt sich der Verdacht auf, dass Sie ein nicht so positives Zeugnis unter den Tisch fallen lassen wollen. Ebenfalls schwierig: Im Zeugnis sind konkrete Ansprechpartner für etwaige Rückfragen genannt, Sie geben in Ihrer Referenzliste aber eine andere Person im Unternehmen an. Da vermutet der potenziell neue Arbeitgeber vielleicht, dass Sie einen Anruf beim im Zeugnis genannten Ansprechpartner vermeiden möchten.

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Bildquelle: © Lukas - pexels.com