Pride Month: Robert Half meets … Sam Gingham, DEI-Partner bei Robert Half UK

Von Christina Holl on 1. Juni 2022
Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Während des Pride Months zelebrieren wir die LGBTQ+-Community auch in der Arbeitswelt. Gleichzeitig ist der Monat auch ein wichtiger Anlass, um kritisch zu reflektieren, wie wir als Gesellschaft die Diskussion fortführen und die nächsten essenziellen Schritte hin zu einer diversen und inklusiven Arbeitswelt unternehmen können.

Wir haben uns mit unserem DEI-Partner Sam Gingham auf einen Kaffee getroffen, um über Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz aus der Sicht von LGBTQ+ zu sprechen. Dabei wollten wir von Sam auch wissen, was Pride für ihn bedeutet, wie man ein LGBTQ+-Verbündeter am Arbeitsplatz sein kann und wie Arbeitgeber die Diversität bei der Stellenbesetzung verbessern können.

Kannst Du uns zunächst Deine Rolle als DEI-Partner erklären?

Ich bin erst vor Kurzem zu Robert Half gekommen, um im Unternehmen die Themen Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion, kurz DEI, zu fördern. In den letzten Monaten habe ich mich darauf fokussiert, zu analysieren und zu bewerten, wo wir als Robert Half in diesem Bereich stehen. Als Unternehmen und eine der weltweit führenden Personalberatungen möchten wir ein integrativerer Arbeitgeber sein und unseren Teil dazu beitragen, eine diverse, gleichberechtigte und inklusive Arbeitswelt zu schaffen. 

Ich selbst bin über die LGBTQ+-Community zu DEI gekommen – als homosexueller Mann und jemand, der während seiner gesamten Schulzeit und auch im Berufsleben Diskriminierung aufgrund seiner Identität erfahren musste. Als ich vor mehr als zehn Jahren begann, mich in Employee Network Groups und Unternehmensnetzwerken zu engagieren, war das Thema bei Weitem noch nicht so präsent wie heute.

Du bist gerade dabei, bei Robert Half eine Employee Network Group für die LGBTQ+-Community in Großbritannien aufzubauen – was kannst du uns darüber erzählen?

Seit rund eineinhalb Jahren gibt es bei Robert Half eine Initiative zum Aufbau von Employee Network Groups (ENGs) in den USA – zwei davon, das Global Women's Equality Network (GWEN) und das Black Employee Network (BEN), sind inzwischen in Großbritannien vertreten, aber auch in anderen Ländern, in denen Robert Half tätig ist. Das war sogar noch bevor ich bei Robert Half angefangen habe, und unterstreicht aus meiner Sicht die großartige Arbeit der Kollegen in diesem Bereich in den vergangenen Jahren!

Meine Aufgabe besteht darin, die Entwicklung dieser Gruppen zu begleiten und zu fördern. Dabei gebe ich Ideen und Einblicke in die Infrastruktur und unterstütze darüber den Entwicklungsprozess unserer ENGs. Ein aktuelles Projekt ist beispielsweise das Entwickeln einer vollständig etablierten LGBTQ+-Employee Network Group in Großbritannien – quasi eine regionale Erweiterung unseres bereits bestehenden globalen LGBTQ+-ENG.

Generell werden diese Gruppen von den Stimmen und Erfahrungen ausgegrenzter Menschen geleitet, umfassen aber auch Verbündete – also Menschen von außerhalb dieser Communities, die sich leidenschaftlich für eine Veränderung einsetzen wollen.

Was würdest Du jemandem sagen, der glaubt, dass die Zugehörigkeit zur LGBTQ+-Community nichts mit der Arbeitswelt zu tun hat?

Meiner Meinung nach ist es ausgesprochen wichtig, dass wir diese Ansichten infrage stellen. Wenn es uns nicht gelingt, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Mitarbeitende mit seiner ganzen Authentizität zur Arbeit kommen kann, können wir das Potenzial eines jeden Einzelnen nicht ausschöpfen und diese letztlich nicht die volle Leistungsfähigkeit zu unserem Unternehmen beisteuern.

Inklusive Unternehmen, in denen die Vielfalt des Denkens und der gelebten Erfahrungswerte im Mittelpunkt stehen, sind erfolgreicher als Unternehmen, denen es an Vielfalt mangelt – auch Statistiken belegen das immer wieder. Und unabhängig davon, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, macht es offen gesagt auch einfach mehr Spaß, diversere Teams zu haben.

Welche Unternehmen engagieren sich für die LGBTQ+-Community? 

Für mich ist jedes Unternehmen ein gutes Beispiel für Fortschritt, dass über ein tragfähiges und inklusives Richtlinienpaket sowie handlungsfähige ENGs verfügt.

So sollten Unternehmen beispielsweise familienpolitische Maßnahmen prüfen, um sicherzustellen, dass auch nicht-heteronormative Familien einbezogen werden. Außerdem sollten Richtlinien zum Schutz von Trans- und nicht-binären Menschen entwickelt werden und eine Nulltoleranz gegenüber Transphobie beinhalten, sowie praktische Hilfestellungen für Manager, um Mitarbeitende zu unterstützen, die sich als transgender oder nicht-binär outen. 

Ich denke, ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Unternehmen, die in diesem Bereich gut aufgestellt sind, ist die Ausweitung des privaten Krankenversicherungsschutzes zur Unterstützung von Personen, die besonders schutzbedürftig sind. Aus Statistiken geht hervor, dass LGBTQ+-Personen häufiger mit psychischen Problemen kämpfen. Daher ist es für Unternehmen wichtig, sicherzustellen, dass ihre Angebote zur Förderung von Gesundheit und Sozialleistungen auch diese Aspekte unterstützen.

Warum ist Pride Deiner Meinung nach ein so wichtiges Ereignis, das es zu feiern gilt?

Es ist wichtig, dass einmal im Jahr der Fokus der Welt auf Randgruppen gerichtet ist. Es ist eine Gelegenheit sich sicher und unterstützt zu fühlen und das Gefühl zu haben, dass jeder seinen Platz in der Welt hat.

Zudem ist es eine Gelegenheit, ältere Community-Mitglieder zu würdigen – um an Traumata und Geschehnisse aus der Vergangenheit zu erinnern. Es ist deshalb so wichtig, weil es uns daran erinnert, dass wir bei allen Fortschritten, die wir gemacht haben, auch immer wieder Rückschläge hinnehmen mussten, denen wir standhalten müssen.

Welche Bedeutung hat Pride für Dich?

Selbst bei meiner Arbeit bin ich nicht gegen die Emotionen gefeit, die aufkommen können, wenn ich an Pride denke – und ich fühle mich sehr privilegiert, dass ich mich für DEI und die Förderung dieses Themas in einem Unternehmen wie Robert Half engagieren darf.

Bei Pride geht es darum, den Moment zu genießen, in dem man als Teil der LGBTQ+-Community gefeiert wird. Für mich ist die Teilnahme an Pride, das Bestehen von Pride, wie eine Umkehrung des Status quo – statt gegen einen zu sein, statt Homophobie, Biphobie und Transphobie, ist die Welt für einen. Und das bedeutet eine ganze Menge!

Die drei wichtigsten Dinge, die jeder Berufstätige tun kann, um ein besserer Verbündeter am Arbeitsplatz zu sein?

Zuallererst: Sich selbst weiterbilden! Es gibt keine Entschuldigung dafür, sich nicht über die Erfahrungen von Menschen zu informieren, die anders sind als man selbst. Die Inhalte sind leicht zugänglich und vielfältig – hör dir einen Podcast an, sieh dir ein Video an, sieh dir eine Sitcom an, sieh dir einen Dokumentarfilm an. Wenn du als Verbündeter anerkannt werden möchtest, ist Weiterbildung der Schlüssel. 

Als Nächstes würde ich Dir raten, erst zuzuhören und dann zu sprechen. Höre auf die Menschen marginalisierter Communities und verschaffe ihnen Gehör. Höre aktiv zu und beanspruche nicht mehr Raum von Menschen, die womöglich nicht die gleichen Freiheiten haben wie du.

Und schließlich: Sei dabei. Nimm teil und sei bereit, dich einzusetzen. Erkundige Dich, wie Du Dich an Pride beteiligen und Solidarität zeigen kannst – es gibt in jedem Land unzählige Veranstaltungen. Solltest Du Dich nicht in der Lage oder bereit fühlen, Dich persönlich zu engagieren, gibt es die Möglichkeit, für eine Wohltätigkeitsorganisation zu spenden oder für Inhalte zahlen, die von LGBTQ+-Autoren erstellt wurden.

Welche Filme oder Serien kann man sich ansehen, um mehr über die LGBTQ+-Community zu lernen?

Aus meiner Sicht gibt es nichts Besseres, als mit RuPauls "Drag Race" zu beginnen. Es ist ein Mikrokosmos, der die Entwicklung des Verständnisses von LGBTQ+ in der modernen Welt zeigt, in Bezug auf die Einbeziehung von transsexuellen und nicht-binären Personen.

Auf Netflix gibt es zudem einen großartigen Dokumentarfilm namens "Disclosure", der die Erfahrungen von Trans- und nicht-binären Menschen beleuchtet und wirklich gut ist. Wenn man eine herzzerreißende Darstellung der HIV/AIDS-Krise sucht, ist meine Empfehlung "It's a Sin" von Russell T Davies.

Wenn man nach etwas Kurzem und Prägnantem sucht, gibt es einen großartigen Podcast namens "The Logbooks", der die Geschichte der Organisation "Gay Switchboard" erzählt, die seit Jahrzehnten besteht und LGBTQ+-Menschen in verschiedenen Epochen der Geschichte unterstützt. Ein weiterer erwähnenswerter Podcast ist "Homo Sapiens", der über LGBTQ+-Themen in einer sehr verständlichen Art und Weise spricht. Und bevor ich es vergesse, natürlich die Serie "Schitt’s Creek", für die ich gar nicht genug werben kann. Sie ist wunderbar geschrieben und herzerwärmend.

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