Umziehen oder nicht? Vor dieser Frage stehen viele Beschäftigte, wenn sie einen neuen Job in einer anderen Stadt annehmen. Was jeweils für oder gegen einen berufsbedingten Umzug spricht, erfahren Sie hier.

In diesem Artikel lesen Sie:

Umzug kann Chance oder Risiko sein

In vielen Lebensläufen steht mindestens ein berufsbedingter Umzug. Manchmal sind es auch deutlich mehr. Häufige Gründe dafür sind ein besseres Gehalt, neue Herausforderungen oder schlichtweg ein Tapetenwechsel. Manche Menschen erwarten von einem beruflich motivierten Ortswechsel vor allem einen Karrierekick und lassen sich deshalb sehr oft darauf ein.

Aber ist das immer eine gute Idee? Wann lohnt sich der Aufwand dafür? Ist der Umzug für einen Job angesichts der Home-Office-Möglichkeiten überhaupt noch erforderlich? Und was ist mit Partner*innen, Familie sowie dem Freundeskreis?

Klar ist: Ob ein berufsbedingter Umzug sinnvoll ist, hängt immer vom Einzelfall ab. Zu den entscheidenden Faktoren zählen hier …

  • die aktuelle berufliche Situation.
  • die Karrierepläne.
  • der potenzielle neue Arbeitgeber.
  • die eigene Mentalität.
  • die privaten Lebensumstände.
  • die finanziellen Folgen.

Jeden dieser Aspekte sollten Sie bedenken, bevor Sie Ihre Sachen packen. Vielleicht helfen Ihnen bei Ihrer Entscheidung folgende generelle Gedanken und Erfahrungen:

  • Berufseinsteiger*innen fällt der Umzug für einen Job leichter. Sie sind meist jünger und partnerschaftlich oder familiär oft noch nicht eng gebunden. Das macht sie so flexibel, dass sie sich auf karrierefördernde oder gut bezahlte Positionen konzentrieren können. Die langfristige, auch private Lebensplanung hat für sie noch keinen großen Stellenwert.
  • Umzugsbereite Jobsuchende erweitern ihre beruflichen Möglichkeiten.
  • Viele Arbeitgeber halten geografisch mobile Mitarbeitende für offen und anpassungsfähig.
  • Wer jedoch sehr häufig wegen eines neuen Arbeitsplatzes umzieht, kann leicht als sprunghaft und schwierig gelten.
  • Ein berufsbedingter Umzug ist immer Chance und Risiko zugleich. Worauf er hinausläuft, lässt sich nie zuverlässig sagen. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich gut darauf vorbereiten und möglichst viele Informationen sammeln – nicht nur über das Unternehmen, sondern auch über seinen Standort.

Sie sehen: Die Frage, wann sich ein berufsbedingter Umzug lohnt, hat viele Facetten. Die wichtigsten wollen wir im Folgenden näher beleuchten.

Die Gehaltsfrage 

Geht es um Umzüge von Erwachsenen in Deutschland, dann stehen laut einer von Statista veröffentlichten Umfrage berufliche Motive an dritter Stelle (49 %). Häufiger werden nur die Gründe “wegen einer Beziehung/Liebe” (59 %) und “aus familiären Gründen” (56 %) genannt. Damit hat das Thema jobbedingter Ortswechsel hierzulande einen hohen Stellenwert. 

Eine Befragung des Marktforschungsinstituts GfK legt nahe, dass dies häufig am Gehalt liegt. Demnach geben fast zwei Drittel (61,6 %) der Befragten “schlechte Bezahlung” als denkbare Ursache für einen – auch geografisch – neuen Arbeitsplatz an.

Aber ist mehr Gehalt wirklich ein gutes Argument? Wer ausschließlich darauf abzielt, könnte sich verkalkulieren. Denn es kommt auch darauf an, wie viel davon unterm Strich übrig bleibt. Und das hängt beispielsweise stark von den Lebenshaltungskosten am Standort ab. Lassen Sie sich in einer vergleichsweise teuren Region wie München nieder, dann fällt eventuell der finanzielle Vorteil einer höher dotierten Stelle deutlich geringer aus als erhofft. Das kann an Kosten liegen für:

  • Immobilien bzw. Mieten
  • Möbel und sonstige Wohnungsausstattung
  • Lebensmittel
  • Bekleidung
  • Freizeitaktivitäten (Sport, Kultur)

Diese Posten sollten Sie vor Abschluss eines Arbeitsvertrags mit Ihrem neuen Gehaltsniveau vergleichen. Doch wie viel werden Sie eigentlich verdienen? Einen Anhaltspunkt vermittelt Ihnen ein Blick in die aktuelle Gehaltsübersicht von Robert Half. Was Sie letztlich tatsächlich bekommen, hängt natürlich auch von Ihrem Geschick bei der Gehaltsverhandlung ab.

Apropos Geld: Das Umziehen für einen Job ist auch mit direkten finanziellen Belastungen verbunden. So fallen beispielsweise Rechnungen an für:

  • die Spedition/Umzugshelfer
  • Fahrten (mit dem Zug oder dem eigenen Auto)
  • ggf. doppelte Miete
  • ggf. Übernachtungen

Vieles davon können Sie als Werbungskosten steuerlich geltend machen. Unter Umständen beteiligt sich auch Ihr neuer Arbeitgeber an Ihren Ausgaben. Ob und in welchem Umfang, sollten Sie im Vorfeld des Umzugs klären. Eine Pflicht zur Kostenübernahme besteht für das neue Unternehmen nämlich nicht.

Die Karrierefrage

In fast jedem Stellenangebot wird von Bewerber*innen Flexibilität erwartet. Das bezieht oft die Bereitschaft zu einem berufsbedingten Umzug mit ein. Angesichts einer Position, die gut in die persönliche Karriereplanung passt, mag Ihnen dieser Schritt als ein kleines Opfer erscheinen, zumal er nach außen hin dynamisch und entscheidungsfreudig wirkt. Doch Vorsicht: Wenn Sie ihn deshalb im Laufe der Zeit sehr häufig machen, kann er den gegenteiligen Effekt hervorrufen. Stehen in Ihrem Lebenslauf mehrere berufsbedingte Ortswechsel in relativ kurzen Abständen, könnte das den Eindruck erwecken, Sie seien launenhaft und wenig zuverlässig

Sie dürfen natürlich willkommene Möglichkeiten zum beruflichen Aufstieg nutzen. Und dazu gehören auch Ortswechsel. Strategisch gut gewählt, können Sie damit Ihre Karriere entscheidend befördern. Bei häufigen Jobwechseln und berufsbedingten Umzügen sollten Sie sich allerdings auf Nachfragen im Vorstellungsgespräch gefasst machen. Bereiten Sie nachvollziehbare Argumente vor, die aufzeigen, dass Sie durchaus planvoll vorgegangen sind. Vermeiden Sie den Eindruck, Sie hätten wahllos jede sich bietende Gelegenheit ergriffen.

Die Persönlichkeitsfrage

Kommen wir auf die bereits zitierte GfK-Studie zurück und damit auf die Motive für einen Arbeitsplatzwechsel. In der Umfrage rangiert mit fast 54 % an zweiter Stelle “schlechtes Arbeitsklima”. Das ist grundsätzlich eine gute und berechtigte Triebfeder. Schließlich können eine dauerhaft sehr hohe berufliche Belastung oder Mobbing zu gesundheitlichen Schäden wie Burnout führen. Um das zu vermeiden, sollten Sie im Falle eines Falles die Notbremse ziehen und sich neu orientieren.

Dabei kann ein beruflicher Umzug wahre Wunder wirken. Muss er aber nicht. Wie es um das Arbeitsklima bestellt ist, erfahren Sie erst in vollem Umfang, wenn Sie im neuen Job angekommen sind. Und er ist schon gar keine Lösung, wenn die Probleme im Job an Ihrer Persönlichkeit liegen. Sie sind bisher im Job einfach nicht vorangekommen – egal, bei welchem Arbeitgeber? Dann sollten Sie zunächst an sich selbst arbeiten. Sonst würden Sie Ihre Schwierigkeiten weiter von Umzug zu Umzug mitnehmen. 

Die Familienfrage 

Aus Ihrer Sicht mag der Umzug für den nächsten Job eine weitere selbstverständliche Etappe auf dem Weg zu Ihrem Karriereziel sein. Doch zieht auch Ihre Familie dabei mit? Und das nicht nur im geografischen Sinne, sondern auch mental? Wenn Ehepartner*in und/oder Kinder mit Ihren Plänen nicht einverstanden oder sogar unglücklich sind, sollten Sie sich das Vorhaben nochmal überlegen.

Das ist auch in Ihrem Sinne: Ergeben sich aus dem Ortswechsel heraus schwerwiegende familiäre Probleme, dann wird Sie das früher oder später seelisch belasten – mit negativen beruflichen Folgen. So dürfte Ihre Konzentrations- und Leistungsfähigkeit darunter leiden. Unter Umständen könnte das zu einem Karriereknick führen.

Deshalb sollten Sie mit allen Ihnen nahestehenden Menschen, die von Ihrer beruflichen Weichenstellung direkt betroffen sind, darüber reden. Vielleicht präsentieren Sie der Familie Ihren potenziellen künftigen Standort im Rahmen eines verlängerten Wochenendes oder während eines Kurzurlaubs? So können Ihre Liebsten einen eigenen Eindruck von dem künftigen Lebensmittelpunkt gewinnen und vielleicht Vorurteile abbauen.

Wichtig ist also, dass Sie nicht nur sich selbst den berufsbedingten Umzug zutrauen, sondern auch jenen, die mit Ihnen kommen und an dem neuen Standort mit Ihnen leben werden.   

Die Home-Office-Frage

Jede*r Fünfte würde den Wohnort nach eigenem Geschmack wechseln, wenn der Job ihr oder ihm ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichte. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Nachdem die Corona-Pandemie die Verbreitung von Home-Office stark befeuert hat, können viele Beschäftigte tatsächlich nahezu überall tätig sein. Wie sinnvoll ist dann überhaupt noch ein berufsbedingter Umzug? Auf jeden Fall immer seltener.

Dank Remote Work können Sie viele berufliche Dinge von zu Hause aus machen. Ein neuer Job in einer anderen Region ist somit nicht mehr zwingend mit einem dauerhaften Ortswechsel verbunden. Natürlich wird es auch trotz Home-Office immer wieder Anlässe geben, die Ihr persönliches Erscheinen im Unternehmen erforderlich machen. Doch die werden wegen digitaler Tools und Kommunikationsmöglichkeiten tendenziell abnehmen.

Kommen Sie für einen potenziell ortsungebundenen Job in die engere Auswahl, sollten Sie im Vorstellungsgespräch die Möglichkeiten für Home-Office ausloten. Möglicherweise erweist sich dadurch der Umzug für Ihren angepeilten Job als überflüssig.

Das könnte allerdings Ihr Einkommen beeinflussen. So ergab eine Umfrage von Robert Half unter Entscheider*innen im Finanzbereich zur Gehaltshöhe ihrer Remote-Vollzeitbeschäftigten:

  • 14 % der Unternehmen orientieren sich am Gehaltsniveau am Unternehmensstandort.
  • 45 % der Unternehmen orientieren sich am Gehaltsniveau am Wohnort der Beschäftigten. 
  • 38 % der Unternehmen bilden einen Kompromiss aus beiden Standorten.

Dieses Ergebnis sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie lieber im Home-Office arbeiten wollen, anstatt einen berufsbedingten Umzug zu machen. 

Sie fühlen sich gut aufgestellt für eine neue Herausforderung und würden dafür auch einen berufsbedingten Umzug in Kauf nehmen? Egal, wo es Sie hinzieht – wir helfen bei der Jobsuche.
 

Bildquelle: © Ketut Subiyanto - Pexels.com

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