Beförderung ohne Gehaltserhöhung

Mehr Verantwortung räumt Ihnen der Chef gerne ein, aber beim Thema mehr Gehalt wirkt er plötzlich deutlich zugeknöpfter? Hier erfahren Sie, was Sie tun können, wenn die Gehaltserhöhung bei einer Beförderung zunächst ausbleibt – und wann Sie sich lieber nach einem neuen Job umschauen sollten.

Souverän auf die Beförderung ohne Gehaltserhöhung reagieren : Lassen Sie sich nicht abspeisen

Sie sind jetzt Teamleiter und haben erstmals Führungsverantwortung? Der Chef hat Ihnen die Leitung eines großen Projekts übertragen? Oder der wichtigste Kunde der Firma wird ab sofort von Ihnen betreut? Es gibt viele Möglichkeiten, mehr Verantwortung im Job zu übernehmen. Und es lohnt sich: Sie sammeln nicht nur mehr Erfahrung. Die Übernahme neuer Aufgaben ist auch der perfekte Zeitpunkt, um Ihr Gehalt neu zu verhandeln – und den sollten Sie nicht verpassen. Denn auch wenn der Arbeitgeber sich freut, dass Sie mehr leisten, wird er Ihnen die Gehaltserhöhung nicht unbedingt auf dem Silbertablett anbieten. Scheuen Sie sich also nicht, nach mehr Geld zu fragen.

Ihre Verhandlung war erfolglos und die Gehaltserhöhung wurde abgelehnt? Das sollten Sie nicht einfach so hinnehmen, sondern sich nach den Gründen erkundigen. Und mit dem Vorgesetzten eine klare Zielvereinbarung treffen, an die ein Gehaltsplus gekoppelt wird.

Wichtig dabei: Bleiben Sie trotz Enttäuschung stets sachlich und souverän. Lehnen Sie die angebotene Beförderung nicht umgehend ab und drohen Sie schon gar nicht mit augenblicklicher Kündigung. Signalisieren Sie stattdessen, dass Sie weiterhin zur konstruktiven Zusammenarbeit bereit sind – aber unter der Bedingung, dass Ihnen das Unternehmen auch ein Stück weit entgegenkommt. Denn aus jeder Beförderung lassen sich Vorteile herausholen, wenn Sie es strategisch angehen. Und denken Sie dran: Früher oder später sind Sie auch wieder mit einer Gehaltserhöhung dran – wenn Sie sich nicht unter Wert verkaufen.

Mehr Verantwortung, gleiches Gehalt: So stellen Sie die Weichen richtig

Neben dem Verweis auf die schlechte wirtschaftliche Lage, in der sich das Unternehmen gerade befinde, machen Vorgesetzte eine ausbleibende Gehaltserhöhung bei einer Beförderung oft an den Fähigkeiten des Mitarbeiters fest. Typische Aussage: “Wir trauen Ihnen die neuen Aufgaben grundsätzlich zu, aber Ihnen fehlen noch einige Qualifikationen. Sie sollten sich erst einmal auf dieser Position beweisen. Eine tolle Chance für Sie, sich weiterzuentwickeln!”

So reagieren Sie richtig:

  • Lassen Sie diese Aussage nicht einfach so im Raum stehen, sondern bitten Sie um eine schriftliche Vereinbarung darüber, wie Ihre Position und Ihr Gehalt künftig zusammenhängen sollen. Zeigen Sie dem Chef: Sie sind nicht nur ein fleißiges Arbeitsbienchen, das dankbar für Mehrarbeit ist. Sie wissen auch, wie es im Geschäftsleben läuft und haben Ihren Marktwert im Blick.
  • Ihnen fehlen Qualifikationen für eine Gehaltserhöhung? Dann fragen Sie nach, welche genau das sind. Machen Sie Ihrem Chef Vorschläge, wie Sie sich fachlich weiterbilden können – oder bitten Sie ihn um eine Einschätzung.
  • Nutzen Sie die Chance auf Weiterentwicklung: Vielleicht ist die Beförderung die Gelegenheit, eine externe Fortbildung herauszuhandeln.
  • Stellen Sie gemeinsam mit dem Vorgesetzten einen Zeitplan auf: Wann wollen Sie was erreicht haben? Und daran angeknüpft: Wann werden Sie erneut über Ihr Gehalt sprechen?

Wie wichtig der regelmäßige Austausch zwischen Vorgesetzten und Angestellten beim Thema Gehalt ist, betont Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half: “Arbeitnehmer erfahren so, was noch zur nächsten Gehaltserhöhung fehlt. Voraussetzung und unerlässlich ist, dass Personalverantwortliche deutlich kommunizieren, welche Erwartungen sie an die Mitarbeiter stellen und Ziele klar definiert werden.“

Ein weiterer möglicher Grund für die ausbleibende Gehaltserhöhung: Ihr Vorgesetzter versteht Ihre zusätzliche Verantwortung gar nicht als “echte” Beförderung, sondern schlicht als logische Entwicklung Ihres Aufgabenfeldes – und das sieht er nicht zwingend als Anlass für eine Gehaltserhöhung an.

So reagieren Sie richtig:

  • Überlegen Sie, ob an diesem Argument eventuell etwas dran ist: Hat sich tatsächlich nur Ihr Tätigkeitsfeld verschoben und sind gleichwertige Aufgaben dafür weggefallen? Oder haben Sie jetzt wirklich mehr oder anspruchsvollere Aufgaben als zuvor?
  • Letzteres ist der Fall? Dann bitten Sie den Vorgesetzten um ein klärendes Gespräch und gehen Sie dabei so vor wie oben beschrieben.

Vorteile nutzen: Gestalten Sie Ihren neuen Job und prüfen Sie Alternativen zur Gehaltserhöhung

Die Gehaltserhöhung liegt fürs Erste auf Eis. Dennoch können Sie aus der Beförderung Vorteile für sich ziehen – zum Beispiel sich Ihren neuen Job so angenehm wir möglich zu gestalten.

Bitten Sie Ihren Vorgesetzten um einen Termin, in dem Sie Ihr künftiges Aufgabengebiet gemeinsam abstecken. Dabei sollten Sie Wünsche und Prioritäten klar äußern. Womöglich ist der Vorgesetzte vor dem Hintergrund der abgelehnten Gehaltserhöhung gerade jetzt bereit, Ihren Wünschen nachzugeben, und lässt Ihnen viel Gestaltungsfreiheit. Schließlich möchte er Sie im Unternehmen halten, sonst wäre Ihnen die Stelle kaum angeboten. Die spannenderen Aufgaben können Sie ein Stück weit entschädigen, bis es Zeit für die nächste Gehaltsverhandlung ist.

Wenn das Budget tatsächlich knapp ist, gibt es in den meisten Unternehmen außerdem interessante Alternativen zur Gehaltserhöhung. Oft kosten sie den Arbeitgeber weniger als eine Gehaltserhöhung, bringen Ihnen aber möglicherweise genauso viel wie ein Lohnplus. Würden Ihnen beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder einen Firmenwagen das Leben erleichtern? Der Verhandlungszeitpunkt ist im Zuge einer Beförderung optimal. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Möglichkeiten, die dafür sorgen können, dass mehr Geld auf Ihrem Konto bleibt oder Sie anderweitig weiterbringen. Dazu zählen:

  • Betriebliche Altersvorsorge oder Zuzahlung dazu
  • Kostenlose oder bezuschusste Versicherungen (zum Beispiel Unfall oder Berufsunfähigkeit)
  • Zuschüsse zur Kinderbetreuung, zum Umzug oder zur Miete
  • Weiterbildungen
  • Essensgutscheine für das Mittagessen, Fahrtkostenzuschüsse oder Sachbezüge

Keine Gehaltserhöhung bei Beförderung: Will der Arbeitgeber Sie vielleicht wegloben?

Sie kommen mit Ihren Argumenten gar nicht weiter? Ihr Arbeitgeber weigert sich standhaft, die Übernahme von mehr Verantwortung in irgendeiner Form zu honorieren. Dann sollten Sie überlegen, ob die Firma Sie nicht einfach nur ausnutzt oder Sie womöglich sogar loswerden will. Denn nicht immer steckt echte Wertschätzung hinter einer Beförderung – sie kann auch eine sogenannte Lobbing-Maßnahme sein.

Was ist Lobbing?

Der Begriff setzt sich zusammen aus “Loben” und “Mobbing”. Lobbing ist eine Variante des berüchigten “Weglobens”: Ein Mitarbeiter wird offiziell befördert, erhält neue Aufgaben oder wird sogar ins Ausland geschickt – nur auf eine entsprechende Gehaltserhöhung wartet er vergeblich.

Die Absicht: Der Mitarbeiter ist mit dieser “Mogelpackung” so unzufrieden, dass er das Unternehmen freiwillig verlässt. Er sieht seinen Marktwert durch die Beförderung nämlich gesteigert und ist dadurch eher bereit, sich neue Aufgaben zu suchen, für die er angemessen bezahlt wird.

Klar: Längst nicht jede Beförderung ohne Gehaltserhöhung ist gleich Lobbing. Aber: Wenn der Arbeitgeber Sie wegloben will, sind Ihre Tage im Unternehmen wahrscheinlich gezählt. In dem Fall sollten Sie akzeptieren, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist, und lieber früher als später mit der Jobsuche beginnen. Denn in einem Unternehmen, das auf solche Methoden setzt, möchte wohl niemand gerne arbeiten.

Tipp: Ob Ihr Gehalt auf der neuen Position marktgerecht ist, verrät Ihnen unsere Gehaltsübersicht.

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