Der Aufstieg in die Chefetage bringt viele Veränderungen mit sich. Darauf müssen sich neue Führungskräfte möglichst schnell einstellen. Dafür brauchen sie nicht nur die richtige Strategie, sondern auch das passende Auftreten und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern.

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Neu als Führungskraft: Die Zeit der Bewährung 

Der Aufstieg zum Vorgesetzten ist immer mit einem Wechsel der Perspektive verbunden. Egal, auf welcher Ebene: Als Führungskraft müssen Sie Entscheidungen aus einem anderen Blickwinkel betrachten als zuvor. Schließlich dirigieren Sie im übertragenen Sinne ein Orchester und spielen darin nicht nur ein Instrument. 

Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie in Ihrem aktuellen Unternehmen vom Kollegen zum Chef befördert wurden oder von außen kommen. In jedem Fall gelten für Sie neue Spielregeln. Dazu gehört auch die Bewährungsprobe während der ersten 100 Tage auf der neuen Position.

In diesen gut drei Monaten wartet viel Arbeit auf Sie. Schließlich müssen Sie die Erwartungen an eine Führungskraft erfüllen, die Ihnen aus mehreren Richtungen gestellt werden:

  • von Ihren Vorgesetzten
  • von Ihren Mitarbeitern
  • von Ihren Kunden
  • von Ihnen an sich selbst

Diese ersten 100 Tage als Führungskraft sind als willkürlich gesetzte Frist anzusehen. Arbeitsrechtlich entscheidend ist die Probezeit, die in Ihrem Arbeitsvertrag steht. Doch so oder so – es ist Ihre Gelegenheit zu glänzen.

Das gelingt Ihnen zum Einstand umso besser, je intensiver Sie sich auf Ihre neue Aufgabe und Wirkungsstätte vorbereiten. Deshalb sollten Sie bereits vor Ihrem ersten Arbeitstag möglichst viele Informationen darüber sammeln. Im Idealfall können Sie dafür auf Ihre Vorarbeit für das Bewerbungsgespräch zurückgreifen. Doch darauf dürfen Sie sich nicht ausruhen: Dieses Wissen hilft Ihnen nur in der Startphase weiter. Für einen guten ersten Eindruck als Führungskraft brauchen Sie mehr – vor allem einen Plan.

Ihre 100-Tage-Strategie

Überlegen Sie, welche eigenen Ziele Sie in Ihrem neuen Job als Führungskraft haben und vor welchen Herausforderungen Sie stehen. Fragen Sie sich vor allem, wo sich Ihre Erwartungen und die Ihrer Vorgesetzten decken. In diesen Bereichen sollten Sie in erster Linie agieren und sich bewähren. Das können sein:

  • Umsatzentwicklung
  • Innovationen
  • Kundenorientierung
  • Mitarbeitermotivation
  • Interne oder externe Kommunikation
  • Verkaufsförderung
  • Beschaffung

Im nächsten Schritt machen Sie sich ein Bild von der Lage im Unternehmen. Sprechen Sie mit vielen Beschäftigten aller relevanten Abteilungen und Ebenen über deren Arbeit. Fragen Sie, was die Mitarbeiter daran gut finden und welche Verbesserungen sie sich wünschen. 

Nehmen Sie gegebenenfalls Kontakt zu Kunden auf. So finden Sie heraus, wie und wo Sie ansetzen können. Doch seien Sie nicht zu forsch. Verschaffen Sie sich zunächst als Beobachter einen Eindruck vom Unternehmen und seinen Arbeitsabläufen.

Weitreichende Entscheidungen sollten Sie jetzt noch nicht treffen. Schließlich sind Sie erst in einer Findungsphase. Außerdem wissen Sie noch nicht, auf wessen Informationen Sie sich verlassen können. Möglicherweise wollen manche Gesprächspartner Sie manipulieren, damit Sie Maßnahmen in deren Sinne ergreifen.

Analysieren Sie die gesammelten Informationen und stellen Sie eine To-do-Liste zusammen. Ganz oben sollten Themen stehen, die einerseits dringlich und andererseits lösbar für Sie sind. Es hat keinen Sinn, anfangs zu komplexe Aufgaben anzugehen. Es sei denn, Sie bekommen dazu den ausdrücklichen Auftrag. Suchen Sie sich für die Umsetzung Unterstützung im Team. Dort gibt es Know-how aus der Praxis, das Sie womöglich noch nicht besitzen.

Dann planen Sie die Veränderungen, verteilen Aufgaben und setzen Kontrollmechanismen ein, um den Erfolg Ihrer Maßnahmen zu überprüfen. Vermeiden Sie Aktionismus und drücken Sie nicht zu sehr aufs Tempo: Die wenigsten Herausforderungen lassen sich in den ersten 100 Tagen als Führungskraft vollständig umsetzen.

Die größten Fehler als neue Führungskraft

Sind Sie neu als Führungskraft, stehen Sie von allen Seiten unter Beobachtung und damit unter Druck. Falsche Entscheidungen und unangemessenes Verhalten können Sie sich deshalb nicht leisten – obwohl es gerade in dieser Stresssituation leicht dazu kommen kann. Damit Ihnen das nicht passiert, hier eine Liste mit den häufigsten Fehlern, die neuen Führungskräften unterlaufen.

  • Veränderungen überstürzen: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und agieren Sie mit Bedacht. Natürlich hat niemand etwas dagegen, wenn Sie Ihre Aufgaben im Rekordtempo erledigen. Doch wichtiger als schnelle sind gute Ergebnisse. Sie müssen nicht alles im ersten Anlauf schaffen. Halten Sie sich an Ihren Plan. Außer Sie bekommen anderslautende Direktiven.
  • Vorstellung als Führungskraft missglückt: Ein neues Umfeld kann unsicher machen. Das ist keine Schande. Problematisch wird es eher, wenn Sie Ihre Zweifel arrogant überspielen. Mit Hochmut hinterlassen Sie bestimmt keinen guten Eindruck in Ihren ersten Tagen als Führungskraft – und darüber hinaus.
    Stattdessen sollten Sie Ihre Unsicherheit ruhig bei passender Gelegenheit kurz anklingen lassen. Beispielsweise im Rahmen Ihrer Antrittsrede oder im Gespräch mit Vorgesetzten. Wenn Sie dort kurz zugeben, dass die neue Situation für Sie auch aufregend ist, wirkt das menschlich und nahbar. Wohlgemerkt: kurz. Machen Sie also kein Drama daraus. Das könnte das in Sie gesetzte Vertrauen untergraben.
  • Konflikte vermeiden: Als neue Führungskraft müssen Sie sich durchsetzen. Deshalb sollten Sie notwendigen Diskussionen nicht aus dem Weg gehen. Seien Sie dabei stets diplomatisch und setzen Sie Ihre Menschenkenntnis ein. Das wird vielleicht nicht immer zum Erfolg führen, aber das müssen Sie dann einfach hinnehmen. Seien Sie dabei ein guter Verlierer.
  • Nicht delegieren: Gute Vorgesetzte geben nachrangige Aufgaben an Mitarbeiter ab, um Zeit für übergeordnete Themen zu haben. Das ist grundsätzlich wichtig, vor allem aber während Ihrer Anfangszeit als neue Führungskraft. Da Sie viele Abläufe noch lernen müssen, können Sie sich schnell übernehmen und im Kleinklein verzetteln. Delegieren Sie deshalb so viele Tätigkeiten wie möglich. Nutzen Sie die freigewordene Zeit für Ihre Einarbeitung und die Planung Ihrer nächsten Schritte.
  • Bedürfnisse der Mitarbeiter ignorieren: In der Startphase als neue Führungskraft müssen Sie einen guten Eindruck machen. Dabei kann Sie Ihr Team unterstützen. Das wird es umso bereitwilliger tun, je besser es sich von Ihnen ernst genommen und vertreten fühlt. Kommunizieren Sie also mit Ihren Mitarbeitern und gehen Sie auf deren Bedürfnisse ein. Natürlich brauchen Sie nicht jeden Wunsch zu erfüllen. Aber was in Ihrer Macht liegt, Sie für sinnvoll halten und für die Abläufe oder die Motivation der Mitarbeiter förderlich ist, sollten Sie berücksichtigen.

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