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Wenn Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden sind, haben Sie auf dem Weg zum neuen Job schon mal eine wichtige Hürde genommen. Jetzt stellen Sie sich natürlich die Frage: „Wie benehme ich mich bei einem Vorstellungsgespräch – und was sollte ich vermeiden?“ Aufschluss gibt eine aktuelle Studie von Robert Half.
11 typische Fehler im Bewerbungsgespräch:
- Unehrlich sein: der größte Fehler beim Bewerbungsgespräch
- Zu spät zum Vorstellungsgespräch kommen – oder zu früh da sein
- Das Handy nicht stumm schalten
- Den eigenen Lebenslauf nicht kennen
- Keine oder die falschen Fragen stellen
- Die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch vernachlässigen
- Über den Ex-Arbeitgeber lästern
- Im Vorstellungsgespräch die falsche Kleidung wählen
- Zu viel oder zu wenig reden
- Misslungene Verabschiedung
- Das Follow-Up in den Sand setzen
1. Unehrlich sein: der größte Fehler beim Bewerbungsgespräch
Für die Studie wurden 300 General Manager, Chief Financial Officer und Chief Information Officer mit Personalverantwortung nach den schlimmsten Fehlern gefragt, die Bewerber*innen im Vorstellungsgespräch machen können. Auf Platz 1: Unehrlichkeit. Für 41 % der Befragten sind falsche Angaben ein absolutes No-Go.
Auch wenn es bisweilen schwerfallen mag: Stehen Sie zu ihrer einzigartigen Biografie und versuchen Sie nicht, Lücken im Lebenslauf zu vertuschen oder Qualifikationen hinzuzuerfinden. Früher oder später kommt die Wahrheit ans Licht – und Sie haben im neuen Unternehmen Vertrauen verspielt. Schlimmstenfalls können Lügen im Vorstellungsgespräch Sie sogar Ihren Job kosten, auch wenn sie erst nach längerer Zeit entdeckt werden.
2. Zu spät zum Vorstellungsgespräch kommen – oder zu früh da sein
Pünktlichkeit sollte selbstverständlich sein, wenn Sie sich um einen neuen Job bemühen. Ein großer Fehler beim Bewerbungsgespräch ist es deshalb, zu spät aufzutauchen, findet mit 40 % auch ein Großteil der Personaler*innen. Ausreden wie „Mein Bus hatte Verspätung“ sind fadenscheinig. Schließlich können potenzielle Arbeitgeber*innen von Ihnen erwarten, dass Sie genug Zeit für den Weg einplanen. Den Tagesablauf der Ansprechperson durch Unpünktlichkeit durcheinander zu bringen, ist ein denkbar schlechter Start.
Schon eine halbe Stunde vorher zu erscheinen, ist allerdings auch zu viel des Guten. Vielleicht unterbrechen Sie mit Ihrem Überraschungsauftritt ein laufendes Gespräch. Wer zu früh ist, geht besser noch eine Runde um den Block. Ein paar Minuten vor Gesprächsbeginn dürfen Sie aber durchaus vor Ort sein und sich gegebenenfalls auf der Toilette kurz frisch machen. Informieren Sie sich vorher, wie lange Sie für den Weg brauchen – und planen Sie noch einen Puffer ein.
Auch bei Online-Interviews zählt Pünktlichkeit, deshalb an dieser Stelle einige Tipps für einen gelungenen Videocall:
- Prüfen Sie bereits im Voraus die Funktionalität von Kopfhörern, Mikrofon und Kamera.
- Laden Sie die benötigte Software herunter und machen Sie sich mit der Benutzeroberfläche vertraut. Vielleicht müssen Sie auch Ihren Bildschirm teilen, um Lebenslauf, Arbeitsproben oder eine im Voraus bearbeitete Aufgabe zu besprechen.
- Seien Sie ein paar Minuten vor Gesprächsbeginn im virtuellen Raum – so haben Sie noch die Gelegenheit, sich bei Ihrer Ansprechperson zu melden, falls Sie keinen Zugang haben oder der Link nicht funktioniert.
3. Das Handy nicht stumm schalten
Die Chance auf den Job kann manchmal schon durch vermeintliche Kleinigkeiten verloren gehen. – selbst wenn Ihre Qualifikationen überzeugen. Ein klingelndes Handy kann zum Stolperstein werden, denn es signalisiert laut 27% der Befragten, dass Sie nicht vollständig bei der Sache sind.
Schalten Sie das Handy im Voraus also besser stumm und behandeln Sie alle Personen, mit denen Sie vor und beim Bewerbungsgespräch zu tun haben, freundlich und respektvoll. So zeigen Sie, dass Sie gut in die Belegschaft passen.
4. Den eigenen Lebenslauf nicht kennen
Natürlich wissen Sie selbst am besten, wann Sie was studiert haben und wann Sie in welcher Position wo beschäftigt waren. Unterschätzen Sie Ihren Lebenslauf deshalb trotzdem nicht: Er bietet nämlich die Grundlage für mögliche Fragen zu Ihnen selbst, Ihren Fähigkeiten und Beweggründen.
Gerade die auf den ersten Blick scheinbar einfache Bitte, doch etwas über sich zu erzählen, hat es nämlich in sich. Hier können Sie sich souverän präsentieren und sollten nicht einfach stichpunktartig Ihre Vita herunterbeten, sondern die wichtigsten Stationen herauspicken und mit Leben füllen. Dennoch kommt es hier oft dazu, dass Bewerber*innen den Faden verlieren oder einen Blackout haben, also den Eindruck erwecken, den eigenen Lebenslauf nicht gut zu kennen. Das ist für fast ein Drittel (31 %) der befragten Personaler ein grober Fehler im Vorstellungsgespräch. Sehen Sie sich deshalb vor dem Interview Ihre Unterlagen noch einmal gut an.
5. Keine oder die falschen Fragen stellen
Wer im Vorstellungsgespräch nachfragt, wirkt vorbereitet und motiviert. Keine Fragen parat zu haben, betrachten indes 27 % der Personaler*innen als großen Fehler beim Bewerbungsgespräch, signalisiert dies doch mangelndes Interesse. Natürlich kann es passieren, dass die Punkte, die Sie vorbereitet haben, sich bereits im Gespräch klären. Dann sollten Sie aber zumindest eine vertiefende Frage stellen, zum Beispiel zum Arbeitsalltag, der Sie im Unternehmen erwarten würde. Wer – besonders im ersten Gespräch – nur nach Gehalt, Urlaubstagen oder sonstigen Benefits fragt, wirkt 19 % der Befragten zufolge nicht besonders motiviert. Auch Fragen, deren Antwort Sie auf der Homepage des Unternehmens nachlesen können, sollten Sie lieber vermeiden.
6. Die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch vernachlässigen
Bei der Frage, was Sie an der ausgeschriebenen Stelle reizt, kommen Sie ins Stottern. Schlechte Vorbereitung ist im Vorstellungsgespräch definitiv ein Fehler. Machen Sie sich also rechtzeitig Gedanken, was Sie erwarten könnte, und legen Sie sich Antworten zurecht.
Auch auf fachliche Fragen zu Ihrem Bereich, zur Branche oder auch zur Firma, in der Sie sich bewerben, sollten Sie vorbereitet sein. Für 26 % der Personaler*innen sind mangelnde Kenntnisse hier ein absolutes No-Go. Ein Probegespräch mit einer Vertrauensperson kann helfen, Nervosität abzubauen.
Tipp: Suchen Sie vor dem Bewerbungsgespräch auf der Firmenhomepage oder in beruflichen Netzwerken wie LinkedIn nach Ihren Ansprechpartner*innen, um bereits im Voraus ein Gesicht mit dem Namen verknüpfen zu können. Für immerhin 17 % der Befragten ist es nämlich ein grober Fehler, die vorgestellten Personen mit falschem Namen anzusprechen.
7. Über den Ex-Arbeitgeber lästern
Negative Kommentare über ehemalige oder Noch-Vorgesetzte sind schlechter Stil und gefährden ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch – das sehen auch 26 % der Befragten so. Auch Betriebsgeheimnisse aus der alten Firma sind ein absolutes Tabu. Sie sollten auf keinen Fall versuchen, sich damit anzubiedern.
8. Im Vorstellungsgespräch die falsche Kleidung wählen
Welches Outfit im Bewerbungsgespräch das richtige ist, hängt natürlich stark vom Unternehmen ab. Während Anzug beziehungsweise Rock mit Bluse und Blazer in einer Bank genau richtig sind, wirkt diese Kleidung beim Vorstellungsgespräch in einem lockeren Start-up fehl am Platz. Das Outfit soll zeigen, dass Sie gut in die Firma passen – und 25 % der Personaler*innen empfinden unangemessene Kleidung im Vorstellungsgespräch als klaren Fehler.
Im Idealfall können Sie sich auf der Internetseite vorab ein Bild davon machen, wie es um den Dresscode im Unternehmen steht. Kleiden Sie sich im Zweifel lieber etwas schicker als die potenziellen Kolleg*innen in ihrem Arbeitsalltag. Das wird Ihnen eher nachgesehen als ein zu saloppes Outfit. Schließlich handelt es sich für Sie um einen besonderen Termin.
9. Zu viel oder zu wenig reden
Ein wichtiger Punkt: Angemessenes Kommunikationsverhalten.
- 14 % der Befragten empfinden zu große Gesprächigkeit als unpassend
- Mit zu einsilbigen Antworten können sogar 19 % nichts anfangen.
Ebenfalls zur Kommunikation zählen Mimik und Gestik. Verschränkte Arme, übertriebenes Gestikulieren oder kein Blickkontakt – all das kann Ihr Gegenüber stören und Sie verschlossen, hektisch oder sehr schüchtern wirken lassen.
Achten Sie im Gespräch daher von Anfang an auf eine aufrechte und offene Körperhaltung und schauen Sie Ihrem Gesprächspartner in die Augen. Unterstreichen Sie Ihre Aussagen mit sparsamen, passenden Gesten und hören Sie aufmerksam zu. Gelangweilt den Blick schweifen zu lassen, gehört ebenfalls zu den No-Gos im Vorstellungsgespräch.
10. Misslungene Verabschiedung
Das Vorstellungsgespräch ist eigentlich gut gelaufen, aber dann huschen Sie eilig aus dem Raum. Oder Sie drängen den potenziellen Arbeitgeber zu einer schnellen Rückmeldung – auch das sind Fehler, die Ihr Bewerbungsgespräch am Ende scheitern lassen können.
Bedanken Sie sich lieber für die Einladung und das interessante Gespräch und verabschieden Sie sich freundlich von allen Anwesenden. Auch höflich nachzufragen, wann Sie mit einer Antwort rechnen können und wie der weitere Prozess aussieht, ist durchaus im Rahmen. So signalisieren Sie zum Abschluss noch einmal Ihr Interesse an der Position.
11. Das Follow-Up in den Sand setzen
Sind nach dem Vorstellungsgespräch bereits einige Wochen verstrichen, ist es absolut legitim, wenn Sie sich beim Personaler melden und nach dem aktuellen Stand des Bewerbungsprozesses zu fragen. Es kann sogar sein, dass Unternehmen gezielt abwarten, welche Kandidat*innen sich durch ein Follow-Up besonders hervorheben – immerhin 19 % der Befragten empfinden es laut Studie als Fehler, nicht nachzuhaken.
Dabei sollten Sie jedoch immer höflich und professionell bleiben: Ein zu aggressives Follow-Up, bei dem unter Umständen sogar Druck beim Unternehmen aufgebaut wird, ist für 23 % ein No-Go. Sie sollten also besser nicht darauf verweisen, wie viele andere Optionen Sie in Aussicht haben oder gar mit einer schlechten Onlinebewertung drohen. Ein höflicher Hinweis auf Ihre Kündigungsfrist, durch die Sie ab einem bestimmten Stichtag erst zu einem späteren Termin im neuen Job anfangen könnten, ist jedoch angemessen.
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Bildquelle: © Cottonbro 2020 / Pexels.com
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