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Mehr als jede zweite Führungskraft hat in den vergangenen zwölf Monaten eine Vakanz unpassend besetzt, zeigt eine Studie von Robert Half. Hauptgrund für Fehleinstellungen: Es wurde jemand angeheuert, der*die den Anforderungen der Stelle fachlich nicht genügte. Wie lässt sich das verhindern?

Cultural Fit und Soft Skills (zu) stark im Fokus

In den vergangenen Jahren hat sich die Frage, wie gut ein*e Bewerber*in zur Unternehmenskultur passt, der sogenannte Cultural Fit, zu einem zunehmend ausschlaggebenden Einstellungskriterium entwickelt. Ohne Zweifel handelt es sich hier um einen wichtigen Aspekt, denn: Nur Beschäftigte, die mit ihrer Arbeitsumgebung harmonieren, bleiben im Job dauerhaft motiviert und bringen die von ihnen erwartete Leistung. Zudem ist ihr Engagement wesentlich höher, wenn Beschäftigte und Unternehmenskultur gut zueinander passen.

Ähnliches gilt für Soft Skills: Auch soziale Kompetenzen wie Kommunikations- und Teamfähigkeit sind im Einstellungsprozess mittlerweile zu Schlüsselqualifikationen geworden. Auch das völlig zu Recht, lässt sich doch nachhaltiger Unternehmenserfolg mit fachlich versierten, aber unkommunikativen Einzelkämpfer*innen eher nicht erzielen.

Mangelnde fachliche Fähigkeiten häufig Grund für Fehlbesetzungen

Doch fest steht auch: Selbst ein perfekter Cultural Fit oder herausragend ausgeprägte Soft Skills können allzu lückenhaftes Fachwissen nicht kompensieren.

Überzeugt der*die neue Mitarbeiter*in beispielsweise im Bewerbungsgespräch durch Eloquenz, setzt diese Fähigkeit aber später vor allem ein, um Ausreden für nicht geleistete Arbeit zu formulieren, ist etwas falsch gelaufen. Ebenso, wenn er*sie unter Teamfähigkeit vor allem versteht, Kolleg*innen um Hilfe zu bitten oder ihnen eigene To-Dos aufzubürden. In der Einarbeitungsphase mag ein solches Verhalten noch legitim sein. Doch gleicht die anvisierte Lernkurve auch nach mehreren Wochen noch einer Geraden, handelt es sich offensichtlich um eine Fehlbesetzung der Position.

Fehleinstellungen dieser Art treten aktuell offenbar vermehrt auf, wie die Arbeitsmarktstudie von Robert Half zeigt. So nennt gut ein Viertel der befragten Führungskräfte (19 %) als Grund für personelle Fehleinstellungen, dass es sich mit Bewerber*innen zufriedengab, deren Fähigkeiten nicht den Anforderungen der Stelle entsprachen. 13 % geben zudem an, sich bei der Auswahl der Bewerbenden zu stark darauf konzentriert zu haben, dass diese zur Unternehmenskultur passen – zulasten fachlicher Fähigkeiten.

Fehleinstellungen-vermeiden

Bad Hires kosten Zeit und Geld

Ein häufiger Grund für eine Fehlbesetzung ist in Zeiten des Fachkräftemangels die Sorge, dass die Stelle zu lange frei bleibt. Doch hilft diese Praxis hier nicht weiter. Im Gegenteil. Bad Hires sind für Unternehmen nicht nur ärgerlich, sondern auch zeit- und kostenaufwendig, zum Beispiel wegen ...

  • … der Ausgaben für die Stellenanzeige.
  • … verlorener Arbeitszeit der HR-Abteilung und weiterer Beteiligter (z. B. Mentoren).
  • … einer weiterhin klaffenden Personallücke, aufgrund derer Arbeit nicht erledigt werden kann.

Einer Umfrage der Stellenbörse CareerBuilder zufolge kosten Fehleinstellungen deutsche Unternehmen im Durchschnitt etwa 50.000 Euro. Von solch gravierenden finanziellen Verlusten abgesehen, können Fehlbesetzungen das Team frustrieren und die Arbeitsmoral nachhaltig schwächen, wenn zum Beispiel Beschäftigte immer wieder fehlendes Know-how des neuen Mitglieds ausgleichen müssen. Auch Kund*innen können angesichts wechselnder Ansprechpartner*innen verunsichert werden.

Fehleinstellung von Personal lässt sich vorbeugen

Fehleinstellungen von Personal zu vermeiden, ist und bleibt das Ziel jedes*jeder Führungsverantwortlichen. Ist mangelndes Fachwissen vermehrt der Grund dafür, dass Neulinge nicht ins Unternehmen passen, gilt es, den eigenen Einstellungsprozess unter die Lupe zu nehmen. Die Frage lautet: Sind die sogenannten Hard Skills der Bewerbenden überhaupt noch stark genug im Fokus?

Mit folgenden Tipps lassen sich fachlich bedingte Fehleinstellungen von Personal vorbeugen:

  • Interne Talente erkennen: Bevor Sie eine Anzeige schalten, überlegen Sie, ob sich jemand aus Ihrem eigenen Unternehmen für den Posten eignet. Bei internen Besetzungen wissen Sie in der Regel genau, über welche Hard Skills der*die Kandidat*in verfügt und ob mögliche fachliche Lücken zum Beispiel über Weiterbildungen zu füllen sind. Außerdem wirken Aufstiegschancen auf viele Mitarbeitende sehr motivierend.
  • Aussagekräftige Stellenanzeige: Geben Sie in der Jobbeschreibung genau an, welche Hard Skills für die Position unerlässlich sind und welche “nice to have”.
  • Spezielle Jobbörsen nutzen: Schalten Sie Ihre Anzeige in einem Umfeld, das in dem Sektor liegt, für den Sie Mitarbeitende gewinnen möchten.
  • Personaldienstleister beauftragen: Headhunter, wie die von Robert Half, sind darauf spezialisiert, auf einem umkämpften Arbeitsmarkt versierte Fachkräfte ausfindig zu machen und anzuheuern.

Nach dem Sichten der Bewerbungen:

  • Bewerbendenkreis einschränken: Laden Sie nur Kandidat*innen zum Gespräch ein, die über die notwendigen Hard Skills verfügen.
  • Referenzen und Qualifikationen überprüfen: Auf diese Weise vermeiden Sie Enttäuschungen, falls Bewerbende es mit der Wahrheit nicht genau genommen haben.
  • Hard-Skills-Kriterien beim Vorstellungsgespräch im Auge behalten: Auch wenn Bewerbende sich herausragend präsentieren: Denken Sie an die spezifischen Anforderungen der Stelle und haken Sie entsprechend nach.
  • Bewertungsinstrumente verwenden: Fragen Sie nach Arbeitsproben. Stellen Sie hypothetische Fragen, um zu sehen, wie die Bewerbenden mit der Situation umgehen. Lassen Sie aussichtsreiche Kandidat*innen einen Probetag absolvieren, um zu sehen, wie sie sich am potenziellen Arbeitsplatz bewähren.

Rolle rückwärts bei den Einstellungskriterien?

Bevor die sogenannten Soft Skills im Einstellungsprozess zunehmend in den Blick rückten, zählten bei der Auswahl von Bewerber*innen lange Zeit vorwiegend die anhand von Zertifikaten und Zeugnissen überprüfbaren fachlichen Kompetenzen. Bedeutet die aktuell offenbar notwendige Rückbesinnung auf die Hard Skills nun eine Rolle rückwärts bei den Einstellungskriterien? Natürlich nicht!

Selbstverständlich bleiben auch die sozialen Fähigkeiten der Beschäftigten weiter unerlässlich für ein harmonisches und produktives Miteinander im Team und den daraus resultierenden Unternehmenserfolg. Auf die Balance kommt es an. Dabei sollten die Ansprüche an den*die Kandidat*in aber auch nicht zu hoch geschraubt werden, sonst kann sie am Ende niemand erfüllen. Überprüfen Sie Ihre Checkliste für die Personaleinstellung auf eine Ausgewogenheit der harten und weichen Kriterien hin, um die Chance einer Fehleinstellung so weit wie möglich zu minimieren.

Wir wissen: Gute Fachkräfte zu finden, bleibt auf einem umkämpfen Arbeitsmarkt eine Herausforderung. Unsere Personaldienstleister unterstützen Sie gern bei der Suche nach sozial kompetenten Mitarbeiter*innen mit den passenden Hard Skills für Ihr Unternehmen!

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Bildquelle: © Andrea Piacquadio – pexels.com


Robert Half ist ein globaler, spezialisierter Anbieter von Talentlösungen. Wir unterstützen Bewerber bei ihrem nächsten Karriereschritt und Unternehmen bei der Suche nach Zeitarbeitskräften, Mitarbeitern in Festanstellung und Freelancern im Finanz- und Rechnungswesen, in der IT und im kaufmännischen Bereich. Darüber hinaus bieten wir Executive Search für die Vermittlung von Führungskräften. Zur Unternehmensgruppe Robert Half gehört Protiviti, ein globales Beratungsunternehmen. Gemeinsam bieten die Unternehmen Managed Solutions für verschiedene Projekte an.