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Sie möchten Ihre Karriere in Schwung bringen? Finanzexperten sind derzeit äußerst gefragt. Wie wäre es also mit einer Ausbildung zum Bilanzbuchhalter? Dazu benötigen Sie zwar eine Portion Disziplin. Doch der berufliche Erfolg stellt sich schnell ein, wie Expertin Sabine Grautstück berichtet.
In diesem Artikel lesen Sie, warum sich die Prüfung zum Bilanzbuchhalter lohnt:
Bilanzbuchhalter – verzweifelt gesucht
Viele Unternehmen suchen aktuell händeringend nach Finanzexperten. Besonders gefragt sind Spezialisten, die die Prüfung zum Bilanzbuchhalter, kurz: Bibu, erfolgreich bestanden haben. Doch das Aufspüren qualifizierter Fachkräfte ist nicht leicht: Acht von zehn Vorgesetzten finden es schwierig, die Jobs zu besetzen. Entsprechend gibt es eine Vielzahl attraktiver Stellenangebote für Bilanzbuchhalter.
Wer sich entscheidet, die Bibu-Prüfung abzulegen, kann außerdem mit einem gewaltigen Gehaltssprung rechnen: Der durchschnittliche Einstiegsverdienst eines Debitoren- und Kreditorenbuchhalters liegt laut unserer Gehaltsübersicht bei 31.250 bis 35.750 Euro. Ein geprüfter Bilanzbuchhalter kann sich hingegen auf mindestens 45.000 Euro freuen – in Ballungsgebieten wie München oder Frankfurt auf deutlich mehr.
Experteninterview: Aus dem Leben einer Bilanzbuchhalterin
Wie wird man Bilanzbuchhalter? Darüber kann Sabine Grautstück viel berichten. Sie arbeitet seit 2000 als Bilanzbuchhalterin und war bereits in verschiedenen Branchen tätig – von der Medizintechnik über den Automotive- und Technologiebereich bis zur Halbleiterindustrie. Die Unternehmen waren meist international aufgestellt, mit Mutterkonzernen in den USA, Japan oder China. Seither hat die erfahrene Bilanzbuchhalterin diverse kaufmännische Abteilungen aufgebaut und geleitet. Im Interview berichtet Grautstück, worauf Sie bei Ihrer Ausbildung zum Bilanzbuchhalter achten sollten und warum der Bibu Ihnen einen großen Karrieresprung bescheren kann.
Frau Grautstück, Ihre berufliche Laufbahn ist beeindruckend. Dabei war Ihr Lebenslauf nicht von Beginn an auf Karriere ausgerichtet.
Keineswegs, ich bin eher eine Quereinsteigerin. Nach dem Abschluss der Handelsschule (Anm. d. Red.: entspricht in etwa dem Wirtschaftszweig der Fachoberschule) habe ich geheiratet und eine Familie gegründet.
Danach habe ich die Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und verschiedene Bereiche in der Buchhaltung kennengelernt. Doch richtig begonnen hat meine Karriere erst mit der Bilanzbuchhalter-Ausbildung.
„Der berufliche Erfolg hat sich schnell eingestellt“
Warum haben Sie sich entschlossen, die Fortbildung mit anschließender Bibu-Prüfung zu absolvieren?
Als meine Kinder etwas älter waren, wusste ich: Ich muss noch etwas anderes machen. Ohne den Bibu hätte ich zwar weiterhin als Sachbearbeiterin arbeiten können. Aber für richtig anspruchsvolle Aufgaben hätte es nicht gereicht.
Deshalb habe ich im Jahr 2000 begonnen, mich auf die Bilanzbuchhalterprüfung vorzubereiten. Der berufliche Erfolg hat sich schnell eingestellt: Im selben Jahr wurde mir die erste Position als Teamleiterin angeboten – obwohl ich die Prüfung noch gar nicht absolviert hatte. Ich war für die Buchhaltung für Deutschland und die Schweiz verantwortlich.
Würden Sie den Bilanzbuchhalter auch anderen empfehlen?
Die Ausbildung zum Bilanzbuchhalter hilft auf jeden Fall, konkurrenzfähig zu bleiben. Mit dem Bilanzbuchhalter ist man gut für künftige Entwicklungen im Finance-Bereich gewappnet. Ich sehe im Berufsalltag, dass immer mehr Unternehmen auf ERP-Systeme umstellen, Prozesse zusammenlegen und Abläufe vereinfachen.
Dazu gehört auch die Buchhaltung. In modernen Programmen müssen Sie als Buchhalter nur noch Beträge in feste Masken eingeben. Wer aus der Masse herausstechen will, sollte sich deshalb auf Dinge konzentrieren, die nicht automatisierbar sind.
In den meisten Unternehmen wünscht sich die Geschäftsführung Buchhalter, die Ihnen wichtige Informationen für strategische Entscheidungen liefern. Ein Bilanzbuchhalter besitzt das nötige Know-how, um das zu tun.
Zudem steigt der Marktwert von Bilanzbuchhaltern mit deren Berufserfahrung – selbst bei einem Alter von 50plus sind diese Experten sehr gefragt.
„Die Prüfung ist sehr anspruchsvoll“
Die Bilanzbuchhalterprüfung gilt als große Herausforderung. Fiel Ihnen die Vorbereitung schwer?
Lernen war mir bis dato immer sehr leichtgefallen, aber die Bilanzbuchhalter-Prüfung ist schon sehr anspruchsvoll. Die Bilanzbuchhalter-Durchfallquote ist hoch.*
Für alle, die es Ihnen nachmachen möchten: Was sind die Voraussetzungen für den Bilanzbuchhalter? Wie bereitet man sich richtig vor?
Sie brauchen in jedem Fall ein gutes Institut, das sie bei der Vorbereitung unterstützt. Sich das nötige Wissen selbstständig anzueignen, ist fast unmöglich. Den Kursanbieter sollte man sehr sorgfältig auswählen.
Manche Institute schalten zwar viel Werbung, haben aber schon länger keine Kurse mehr zusammengestellt.
Das heißt: Sie akquirieren das Lehrpersonal erst, sobald ein Kurs zusammenkommt. Solche Teams sind nicht eingespielt – und das merkt man. An einen solchen Weiterbildungsanbieter bin ich leider zuerst geraten. Man kann das nur vermeiden, indem man sich so viele Informationen über das Institut beschafft wie möglich. Sprechen Sie mit Absolventen, gehen Sie zu Informationsabenden.
Wie zeitaufwändig ist die Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalter-Prüfung?
Es gibt verschiedene Modelle. Man kann sich in Voll- und Teilzeit, aber auch in Fernlehrgängen vorbereiten. Jeder sollte sich die Inhalte vorher anschauen und dann überlegen: Schaffe ich den Stoff in einem Jahr oder brauche ich dazu zwei.
Wie lange haben Sie sich auf die Prüfung vorbereitet?
Ich habe mich insgesamt drei Jahre vorbereitet. Das liegt allerdings zum einen daran, dass ich anfangs das falsche Institut gewählt hatte. Zum anderen war es mit meinen familiären Verpflichtungen oft schwer, unter der Woche Zeit zum Lernen zu finden. Meist war das nur am Wochenende und im Urlaub möglich.
Wer die Prüfung schafft, beweist Disziplin und Durchhaltevermögen
Haben Sie einen Lern-Tipp für die Bilanzbuchhalter-Prüfung?
Angehende Bilanzbuchhalter müssen priorisieren und brauchen auch eine gewisse Ausdauer. Nicht jedes Thema erfasst man beim ersten Mal – in meiner Lerngruppe gab es niemanden, der nicht zumindest ein Thema wiederholen musste.
Und auch nicht jede Prüfung klappt auf Anhieb. Deshalb ist der Bilanzbuchhalter auch so anerkannt: Wer die Prüfung bestanden hat, erwirbt nicht nur wertvolles Fachwissen. Er zeigt dem aktuellen, aber auch künftigen Arbeitgebern, dass er diszipliniert ist und Durchhaltevermögen hat.
Weiß man nach der Prüfung alles, was man wissen muss, um erfolgreich zu sein?
Man besitzt die Grundlagen und die Theorie der Bilanzbuchhalter-Aufgaben. Allerdings ist der Bereich so breit angelegt, dass man sich auf dem neuesten Stand halten muss. Außerdem hat jede Branche ihre Besonderheiten, in die man sich einarbeiten muss. Ich finde das sehr spannend. Als Bilanzbuchhalter wird es niemals langweilig.
Ihr Fazit: Würden Sie die Bilanzbuchhalterprüfung wieder machen, wenn Sie heute die Chance hätten?
Natürlich. Es war die Basis für alles, was danach kam. Der Bilanzbuchhalter hat mir viele Türen geöffnet. Durch ihn hatte ich die Möglichkeit, Erfahrungen in den unterschiedlichsten Branchen zu sammeln, verschiedenste Teams kennenzulernen und zu leiten und diverse Abteilungen aufzubauen.
Neben den spannenden Aufgaben macht sich der Bilanzbuchhalter natürlich auch finanziell bemerkbar. Stünde ich heute vor der Wahl, würde ich mich wieder für die Prüfung entscheiden.
Vielen Dank für das spannende Interview, Frau Grautstück.
So werden Sie zugelassen
Möchten Sie einen der zahlreichen Jobs für Bilanzbuchhalter ergattern? Dann sollten Sie bei der Suche nach einem geeigneten Institut unbedingt einen Anbieter wählen, der die Weiterbildung Bilanzbuchhalter IHK anbietet. Denn nur, wer die Bilanzbuchhalterprüfung der Industrie- und Handelskammer besteht, darf den Titel “geprüfter Bilanzbuchhalter” tragen. Institutsinterne Prüfungen sind kein Äquivalent zur Prüfung zum IHK-Bilanzbuchhalter, weil die Inhalte nicht gesetzlich normiert sind.
Die Kosten für die Kurse sind sehr unterschiedlich und richten sich auch nach der Studiendauer. In der Regel können Sie mit etwa 3.500 bis 4.500 Euro für Teilzeitkurse bei privaten Anbietern oder bei der IHK rechnen. Das Fernstudium ist meist etwas günstiger, erfordert aber noch mehr Selbstdisziplin.
Voraussetzung für die Zulassung:
- kaufmännische Ausbildung plus drei Jahre Berufserfahrung
- wirtschafts- oder betriebswirtschaftliches Studium plus zwei Jahre Berufserfahrung
- ohne Ausbildung: sechs Jahre Berufspraxis
Sie sind angehender Bilanzbuchhalter und suchen nach einem passenden Job? In unserer Stellenbörse finden Sie täglich aktualisierte neue Jobs für Bilanzbuchhalter:
*Anmerkung der Redaktion: Einen verlässlichen Überblick über die bundesweiten Bestehensquoten gibt es aktuell nicht. Sie weichen teilweise sehr stark voneinander ab. Während etwa in Hamburg nur 20 % bestehen, sind es in Coburg fast 100 %.
Bildquelle: © Bowie15 - GettyImages.com
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