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Krankschreibungen wegen psychischer Probleme nehmen stetig zu. Häufig sind sie Folge einer anhaltenden Erschöpfung: Burnout. Haben sich Mehrarbeit, Zeitdruck und Zukunftsangst erst einmal manifestiert, ist es meist schon zu spät. Wie Sie als Arbeitgeber die Anzeichen für Burnout rechtzeitig erkennen und welche vorbeugenden Maßnahmen helfen.

Aus dem Lot: Was bedeutet Burnout für Unternehmen?

Die aktuelle Arbeitsmarktstudie von Robert Half belegt: 39 Prozent der deutschen Führungskräfte halten es für wahrscheinlich, dass ihre Mitarbeitenden an Burnout erkranken. Wie können sie dagegen angehen? „Die Arbeitgebenden sollten aktiv das Gespräch mit jenen Mitarbeitenden suchen, die in den Burnout zu gleiten drohen”, findet Emine Yilmaz, Vice President bei Robert Half.

Allerdings sind Gespräche in Zeiten von Home-Office oft nicht mehr jederzeit möglich – viele Führungskräfte stochern im Nebel, was das Wohlbefinden der eigenen Mitarbeitenden anbelangt. Doch gerade im Home-Office kann es oft unbemerkt zur Erschöpfung kommen. Die Covid-19-Pandemie verschärfte den Leidens- und Belastungsdruck vieler Angestellte enorm.

Umso wichtiger ist es, Warnsignale für Burnout ernst zu nehmen und der Krankheit vorzubeugen. Denn häufigere Krankschreibungen oder längerfristige Ausfälle von Personal stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Ob im Office oder Remote: Als Führungskraft sollten Sie wissen, wie Sie Burnout erkennen und wie Sie Ihre Mitarbeitenden davor bewahren.

Ursachen von Burnout am Arbeitsplatz

Um als Führungskraft Burnout bei Mitarbeitenden zu erkennen, müssen Sie zunächst die Ursachen für die Krankheit kennen. Oft wird Burnout mit einer zu hohen Arbeitslast assoziiert. Dies ist zwar zutreffend, denn die Gefahr, an Burnout zu erkranken, steigt mit einem langfristig erhöhten Arbeitspensum um ein Vielfaches. Doch Überstunden sind nicht der einzige Nährboden, um innerlich auszubrennen.

Die häufigsten Ursachen für Burnout am Arbeitsplatz sind:

  • Zu viel Arbeit in zu kurzer Zeit: Ein unübersehbarer Berg an Aufgaben und Zeitdruck – wer stets mehrere Dinge gleichzeitig tun muss und nicht ausreichend Zeit dafür findet, fühlt sich gestresst und überfordert. Das Selbstwertgefühl leidet und es entsteht Frust.
  • Ungerechte Behandlung oder Mobbing: Wenn Kolleg*innen bevorzugt werden, häufig Kritik geübt wird oder erbrachte Leistungen sang- und klanglos verhallen, kann auch das langfristig zu Frust und Resignation führen. Kommt eine ungerechte Behandlung nicht nur von oben, sondern auch von Kolleg*innen, ist Unwohlsein am Arbeitsplatz vorprogrammiert.
  • Unklare Kommunikation und Desorganisation: Wenn Führungskräfte keine klaren Vorgaben machen, bei Rückfragen oder Problemen nicht erreichbar sind und Mitarbeitende das Gefühl haben, im Regen stehen gelassen zu werden, ist das nicht nur demotivierend. Es kostet sie auch viel Kraft und Zeit, die mangelnde Kommunikation und fehlende Anweisungen auszugleichen.
  • Wenig Wertschätzung und keine Unterstützung: Wenn Mitarbeitende alles geben und für den Unternehmenserfolg Überstunden in Kauf nehmen, sollte ihr Engagement wertgeschätzt werden. Bleiben Lob und Anerkennung auf Dauer aus, fühlen Angestellte sich und ihre Leistungen nicht wahrgenommen. Kommen nicht eingehaltene Absprachen oder eine willkürliche Urlaubssperre nach einer Phase hoher Belastung hinzu, distanzieren sich Mitarbeitende immer mehr von ihrem Unternehmen.
  • Schiefe Work-Life-Balance: Die Arbeit wird immer mehr, gleichzeitig müssen Kinder betreut werden und Kolleg*innen fallen wegen Corona aus. Was sich wie ein Alptraum anhört, ist auch einer! Haben Mitarbeitende nicht genügend Freiraum, ihrer Arbeit, privaten Verpflichtungen und Erholung nachzukommen, entsteht ein Teufelskreis aus Überforderung.

Anzeichen von Burnout bei Mitarbeitenden

Burnout zeichnet sich vor allem durch ein chronisches Gefühl der Überlastung und Antriebslosigkeit aus – und das hinterlässt seine Spuren, auch im Arbeitsalltag. Oftmals sind die Symptome des Ausgebranntseins bei jenen Mitarbeitenden eher zu beobachten, die zuvor sehr engagiert und fleißig waren. Sind diese plötzlich lustlos und passiv, fällt der Unterschied eher auf. Doch woran lässt sich Burnout noch erkennen?

Typische Anzeichen für Burnout sind

  • Erschöpfung und Müdigkeit: Ständige Grübeleien, Zukunftsängste und Stress sorgen für weniger bzw. schlechteren Schlaf. Mitarbeitende gähnen häufig und wirken müde und antriebslos. Es gesellen sich außerdem oftmals weitere körperliche Symptome dazu wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Gewichtsveränderungen.
  • Desinteresse und Demotivation: Das eigene Gefühl der Schwere lastet so sehr auf Menschen mit Burnout, dass sie sich nicht mehr richtig begeistern können – auch nicht für neue Aufgaben oder Projekte. Sie verschließen sich Neuem gegenüber und wollen in Ruhe gelassen werden. Sondern sich Mitarbeitende ab, nehmen nicht mehr an Team-Events teil oder beantworten Mails nicht mehr, könnte mehr dahinter stecken als bloßer Zeitmangel.
  • Gefühlsschwankungen und -ausbrüche: Leiden Beschäftigte von Ihnen unter Burnout, fühlen sie sich höchstwahrscheinlich vom Arbeitspensum erdrückt und gegebenenfalls von Ihnen als Chef*in in die Ecke gedrängt. Dies kann sich in emotionalen Ausbrüchen, zynischen Kommentaren oder Gehässigkeit ausdrücken.
  • Unkonzentriertheit und hohe Fehlerquote: Die Aufgaben, die schon längst erledigt sein sollten, schlummern noch im Postfach? Erledigte Aufgaben wurden nur unzureichend oder fehlerhaft erledigt? Schlafmangel und schlechte Laune führen zu Unkonzentriertheit und vermeidbaren Fehlern.
  • Häufige Krankmeldungen: Ein*e Mitarbeiter*in meldet sich ohne ersichtlichen Grund immer häufiger und immer länger krank? Wenn sie*er arbeitet, wirkt es, als schleppe sie*er sich durch den Tag? Dann ist Vorsicht geboten.
  • Kompensation durch Überstunden: Viele Burnout-Geplagte leiden meist unter Selbstvorwürfen, da sie merken, dass sie ihren Aufgaben nicht mehr gerecht werden. Als Kompensationsmaßnahmen legen sie Überstunden ein, die den gewünschten Effekt jedoch nicht erzielen – im Gegenteil: sie verschlimmern das Problem.

Wichtig: Beobachten Sie das auffällige Verhalten bei betreffenden Angestellten über einen längeren Zeitraum. So können Sie vorübergehende Leistungseinbußen oder kurzzeitige Motivationstiefs am besten vom Burnout unterscheiden. Bessert sich auf lange Sicht nichts oder kommen noch weitere Anzeichen hinzu, suchen Sie das Gespräch mit der Person!

Burnout-Prävention: Maßnahmen gegen die Erschöpfung

Burnout kommt nicht von heute auf morgen. Ist es jedoch erst einmal so weit, kann die Genesung sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist also, dem Leiden früh vorzubeugen. Als Führungskraft sollte die physische und psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden oberste Priorität haben. Doch was können Sie konkret tun, um die Burnout-Gefahr Ihres Teams zu senken?

  • Fachliche Weiterbildung: Achten Sie darauf, dass sämtliche Mitarbeitende stets über die Kenntnisse und das Können verfügen, um übertragene Aufgaben auch bewältigen zu können. Erkundigen Sie sich regelmäßig bei der Abteilungs- oder Teamleitung, welchen Bedarf es gibt, und bieten Sie kontinuierlich Fortbildungen für alle Beschäftigten an.
  • Soziale Trainings: Beugen Sie Mobbing oder Kommunikationsproblemen im Unternehmen vor, indem Sie auch Trainings für Social Skills anbieten. Damit können Kompetenzen in Konfliktlösung vermittelt und Teambuilding-Maßnahmen etabliert werden.
  • Offenheit und Interesse: Haben Sie Interesse am Workload und an den Herausforderungen Ihrer Mitarbeitenden! Wenn Sie sich die Zeit für persönliche Gespräche nehmen, erfahren Sie am besten, wie es um Ihre Angestellten steht. Gibt es Probleme mit Projekten? Haben Sie zu wenig Zeit, um etwas zu erledigen? Fragen Sie, hören Sie zu und unterstützen Sie, wo Sie können.
  • Work-Life-Balance: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran! Viele Chefs und Chefinnen arbeiten selbst viel und manchmal rund um die Uhr – zumindest kommt das bei den Angestellten so an. Demonstrieren und kommunizieren Sie, wie wichtig es ist, sich Auszeiten zu nehmen. Schreiben Sie keine Mails am Wochenende, machen auch Sie pünktlich Feierabend und motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden, in der Freizeit Abstand zur Arbeit zu gewinnen.
  • Stressreduktion durch Wellbeing: Setzen Sie auf Bewegung und Ausgleich. Körperliche Aktivität mindert nicht nur Stresssymptome, sondern fördert auch die Zufriedenheit. Animieren Sie Ihre Mitarbeitenden, sich ausreichend zu bewegen. Angebote für Yoga-Kurse in der Mittagspause oder kleine Schreibtisch-Workouts – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Vielleicht richten Sie auch eine handyfreie Zone oder einen Ruheraum ein, wo sich Beschäftigte zwischendurch zurückziehen können.

Wie Burnout im Home-Office erkennen und vorbeugen?

Arbeiten Angestellte im Home-Office, ist es Führungskräften oft nicht immer möglich, ihre Stimmung oder Arbeitseinstellung zu erfassen. Setzen Sie hier auf Kommunikation und Online-Angebote. Gerade, wenn Sie die körperliche Verfassung Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht „live” sehen können, ist es wichtig, Probleme, Unklarheiten und Unwohlsein über andere Kanäle wahrzunehmen.

Bleiben Sie in Kontakt – über regelmäßige Online-Meetings, Online-Team-Events oder Calls zu zweit oder im kleineren Kreis bekommen Sie einen guten Eindruck davon, wo der Schuh gerade drückt. Behalten Sie das Arbeitspensum und die Auslastung Ihrer Mitarbeitenden über gemeinsame Arbeitspläne und Zeiterfassungssysteme im Blick. So können Sie auch aus der Ferne feststellen, ob Angestellte zu viele Überstunden machen oder zu hohe Anforderungen haben.

Trotz allem gilt auch hier: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Üben Sie nicht zusätzlichen Druck durch Kontrolle aus. Bieten Sie im Gegenteil Flex-Work-Modelle an und zeigen Sie Ihren Angestellten, dass Sie ihnen vertrauen. Fortbildungen, Meditationskurse oder Team-Abende: Dies alles ist ebenfalls online möglich. Also vergessen Sie nicht, die präventiven Maßnahmen gegen Burnout auch auf das Home-Office auszuweiten!

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Bildquelle: © Nataliya Vaitkevich - Pexels.com


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