Gleichberechtigung von Mann und Frau ist im Jahr 2024 überhaupt keine Frage mehr? In der Theorie mag das stimmen. Klar: Frauen übernehmen zentrale Funktionen und führen Staaten und Zentralbanken. Im beruflichen Alltag sieht es mit der tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter allerdings oft anders aus. Emine Yilmaz, Managing Director und Vice President of Permanent Placement Brands bei Robert Half, erklärt, wo ambitionierte Frauen aktiv ihre Karrrien gestalten können. 

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Eindeutige Zahlen: Frauen sind im Beruf immer noch benachteiligt

2022 waren nur rund 17,5 % der Vorstände in den 100 größten Unternehmen in Deutschland Frauen.  als 30 % der Führungskräfte Frauen. 

Und auch beim Gehalt ist die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Beruf nach wie vor spürbar. Die jüngste Berechnung des bereinigten Gender Pay Gaps im Jahr 2018 förderte zutage, dass Frauen nach wie vor schlechter bezahlt werden als männliche Kollegen in vergleichbaren Positionen. Trotz ähnlicher Qualifikation verdienten sie 6 % weniger.

Selbst ist die Frau: Eigeninitiative hilft!

Solche grundlegenden Ungleichgewichte lassen sich sicher nicht von heute auf morgen beheben. Aber es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir bei Robert Half sind der Meinung, dass das Geschlecht bei der Bezahlung oder bei der Stellenbesetzung keine Rolle spielen darf. Im Job geht es ausschließlich um die Qualifikation – und danach handeln wir.

Und auch wenn die Ungleichheit von Männern und Frauen ein grundlegendes strukturelles Problem ist, können auch Sie als Einzelne für sich selbst etwas bewegen. Unsere Kollegin Rike Pröbstl ist erfolgreiche Führungskraft bei Robert Half. Sie kennt viele Bewerberinnen, die mit hohen Hürden auf dem Arbeitsmarkt kämpfen – etwa weil die Vereinbarkeit von Job und Familie nur mit großem Kraftaufwand und viel Überzeugungsarbeit bei Unternehmen gelingt. Sie weiß aber auch, an welchen Stellschrauben Frauen (ebenso wie Männer) selbst drehen können, um ihre Karrierechancen zu verbessern. Das sind ihre Tipps:

1. Behalten Sie Karriereziele nicht für sich

Ihre Vorgesetzten können nicht wissen, was Sie beruflich erreichen möchten, wenn Sie nicht mit ihnen darüber sprechen. Die Arbeitswelt ist kein Ort für falsche Bescheidenheit: Es ist keinesfalls überheblich, eine höhere Position anzustreben. Im Gegenteil: Vorgesetzte werten es üblicherweise positiv, wenn sich jemand im Job weiterentwickeln möchte. Schließlich zeigen Sie damit Motivation und Engagement.

Sagen Sie klar, was Sie erreichen möchten. Ein guter Rahmen dafür ist das jährliche Mitarbeitergespräch. Als Buchhalter oder Buchhalterin könnte das so lauten: “Ich möchte mich weiterentwickeln und auch interne Beratungsaufgaben bei finanziellen Fragen übernehmen.” Fragen Sie nach, welche Entwicklungsperspektiven Sie bei Ihrem Arbeitgeber haben. Dann können Sie gemeinsam planen, wie Sie die nächste Etappe erreichen. Wichtig: Vereinbaren Sie unbedingt konkrete, realistische Ziele, etwa mit dem SMART-Modell.

2. Nehmen Sie Hilfe an – das ist kein Zeichen von Schwäche

Der Weg nach oben ist schwer genug – auch für Männer. Es ganz allein schaffen zu wollen, ist nicht nur nahezu unmöglich, sondern auch unnötig anstrengend. Einfacher und schneller kommen Sie mit einem erfahrenen Mentor an der Seite voran. Er oder sie kann Ihnen wichtige Tipps für die nächsten Schritte geben – und Sie vor Risiken warnen. Schließlich müssen Sie nicht jeden Fehler selbst machen.

Immer mehr Unternehmen bieten Mentorenprogramme an. Falls es die in Ihrer Firma nicht gibt, sollten Sie selbst die Initiative ergreifen und sich mit erfahrenen Kollegen austauschen. 

3. Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten

Hilfreichen Input sollten Sie nicht nur intern suchen. In anderen Unternehmen gibt es Frauen, die ähnliche Ziele haben wie Sie oder beruflich bereits weiter gekommen sind. Vernetzen Sie sich mit ihnen, tauschen Sie sich aus und profitieren Sie von deren Erfahrungen. Gute Tipps können Sie natürlich auch von erfolgreichen Männern in Ihrem Job erhalten. Aber manchmal hilft die gemeinsame weibliche Perspektive eben doch. 

Hilfreich an Ihrem externen Netzwerk ist, dass Sie einen frischen Blick von außen bekommen. Außerdem werden Sie auf Faktoren hingewiesen, die Ihnen selbst bisher nicht aufgefallen sind. Nach einer Weile im selben Umfeld werden wir schließlich alle ein wenig betriebsblind.

4. Übernehmen Sie Verantwortung

Sie bringen konstant gute Leistungen und warten darauf, dass Ihr Vorgesetzter das mit einer Führungsaufgabe würdigt? Diese Taktik kann aufgehen, tut sie aber leider nicht immer. Denn gute Arbeit allein reicht oft nicht aus, um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Oder Sie warten zumindest unnötig lange, bis Sie die Früchte Ihrer Arbeit ernten.

Schneller geht es, wenn Sie aktiv auf eine Beförderung hinarbeiten. Übernehmen Sie Verantwortung, wo es geht: Egal, ob bei neuen Projekten, in freiwilligen Arbeitsgruppen innerhalb der Firma oder in leitenden Funktionen in gemeinnützigen Organisationen oder Vereinen. Trainieren, beweisen und vor allem kommunizieren Sie Ihre Führungsqualitäten. Schließlich sollen Ihre Vorgesetzten wissen, dass Sie führen können.

5. Lernen Sie, nein zu sagen

Angeblich ist es vor allem ein Problem von Frauen, Bitten anderer schlecht abschlagen zu können. Hilfsbereitschaft ist ohne Frage eine gute Eigenschaft. Doch wenn Sie mit ihr zu großzügig umgehen, werden Sie ausgenutzt. Manchmal muss man auch entschieden nein sagen, um seine Position zu behaupten.

Das gilt ganz besonders im Job. Wenn ständig zusätzliche Aufgaben auf Ihrem Tisch landen, die eigentlich gar nicht dorthin gehören, sorgt das nicht nur für Stress und Überstunden. Sie erschweren es auch, in Ihrem Verantwortungsbereich überdurchschnittliche Leistung zu zeigen und dadurch herauszustechen.

6. Erweitern Sie Ihr Wissen

Führungskräfte von morgen brauchen Fähigkeiten, die künftig gefragt sind. Um aufzusteigen, sollten Sie nicht nur die richtige Einstellung und ein gutes Händchen beim Selbstmarketing mitbringen. Sie sollten sich auch konstant neues Wissen aneignen.

Das muss nicht unbedingt in teuren Fortbildungen geschehen. Manche wichtige Skills lassen sich auch in Eigenregie in vergleichsweise günstigen Online-Kursen aneignen. Welche Fähigkeiten besonders gesucht werden, können Ihnen Vorgesetzte, Mentoren oder Experten aus Ihrem beruflichen Netzwerk verraten.

Sie treten beruflich auf der Stelle und kommen trotz aller Bemühungen nicht voran? Manchmal ist ein Arbeitgeberwechsel unvermeidbar, um den nächsten Karriereschritt zu machen. Unsere Personalberater unterstützen Sie dabei, einen Job zu finden, der Sie weiterbringt.

Bildquelle: © Brooke Cagle - unsplash.com