Wenn bei der Arbeit großer Zeitdruck aufkommt, wichtige Entscheidungen zu fällen sind oder heikle Gespräche anstehen, bekommen manche Menschen Angst vor Fehlern im Job. Dagegen lässt sich etwas tun. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Unsicherheit im Beruf überwinden können.
Selten waren die Aussichten für versierte Fachkräfte so gut wie heute. Der andauernde War for Talents ändert viele Spielregeln zugunsten der Beschäftigten. Wer begehrte Qualifikationen besitzt, kann sich oft sogar eine Stelle aussuchen. Das schafft gegenüber den Unternehmen eine Position der Stärke und sorgt vielfach für sichere Arbeitsplätze. Trotzdem: Manche Menschen können sich über diese positive Entwicklung nicht freuen und leiden regelrecht im beruflichen Alltag – obwohl es sachlich betrachtet keinen Anlass dafür gibt. Häufig führt eine festsitzende Unsicherheit zu einer quälenden Angst vor Fehlern im Job. Dauert sie an, macht sie sich sowohl seelisch als auch körperlich bemerkbar. Betroffene zeigen Anzeichen wie: Angstzustände NervositätGrübelei MotivationslosigkeitKopf- oder MagenschmerzenStressanfälligkeitErschöpfung Diese und ähnliche Symptome schlagen sich negativ auf die Produktivität und Belastbarkeit nieder. Wer darunter leidet und leistungsmäßig nicht mehr mithalten kann, bekommt leicht Selbstzweifel, die alles noch schlimmer machen können. Damit verstärkt sich die Angst, zu versagen und im Job zu scheitern. Übliche Indizien im beruflichen Umfeld sind beispielsweise die Furcht, vor Menschen zu sprechen,Sorge vor Wissenslücken und Versagen,die Unfähigkeit, nein zu sagen,Angst, sich mit Vorgesetzten auszutauschen oder mit anderen Teammitgliedern zu beraten. Oft fallen anderen derartige Hemmnisse früher oder später auf. Reagieren sie dann mit Unverständnis oder Kritik, führt das nur zu weiterer Unsicherheit und Selbstvorwürfen. Im schlimmsten Fall manifestieren sich daraus Burnouts oder Depressionen. So weit braucht es nicht zu kommen, wenn es den Betroffenen gelingt, ihre Unsicherheit im Job zu überwinden. Doch das fällt umso schwerer, je länger diese Phase besteht. Von selbst verschwinden wird sie jedenfalls kaum. Es sei denn, die Ursache liegt in konkreten Problemen, die sich irgendwann auflösen, wie ein Wechsel von Abteilung oder Unternehmen. In allen anderen Fällen muss aktiv gegengesteuert werden. Das Ziel ist es, wieder handlungsfähig und entscheidungsfreudig zu werden. Wie das funktionieren kann, zeigen wir Ihnen anhand der folgenden neun Tipps gegen die Angst, im Job zu versagen.
Wollen Sie Ihre Angst vor Fehlern im Job überwinden, dann müssen Sie diese anerkennen und eingestehen. Zuerst sich selbst und vielleicht auch anderen gegenüber. Dass Sie unsicher sind, ist schließlich kein Fehler, sondern kann auch mit mangelnder Erfahrung zusammenhängen. Wenn Ihnen das klar ist, können Sie an der Lösung arbeiten. Und niemand sagt, dass Sie jedes Problem allein lösen müssen. Holen Sie sich in wichtigen Fragen Unterstützung von Kolleg*innen oder Vorgesetzten. Das hilft nicht nur bei der Entscheidungsfindung, sondern verbessert auch langfristig die Zusammenarbeit.
Sie geraten in Stress, weil etwa ein Gehaltsgespräch ansteht? Ein gewisses Maß an Aufregung kann belebend wirken und Sie insgesamt konzentrierter und fokussierter machen. Wird die Nervosität allerdings zu groß, kann sie manche*n auch blockieren. Der Puls beschleunigt sich immer mehr, der Blutdruck steigt – doch zum Glück lässt sich dieser Effekt umkehren, indem Sie Ihren Körper entspannen. Das wirkt sich auch positiv auf Ihre mentale Verfassung aus. Gute Ansätze sind zum Beispiel Meditation, Atemübungen oder die Progressive Muskelentspannung. Auch Sport kann dabei unterstützen.
Die Angst vor Fehlern im Job führt schnell in eine gefährliche Abwärtsspirale. Dann fürchten Sie sich sogar vor Ereignissen, die womöglich niemals eintreten werden. Das wiederum stachelt Ihre Angst weiter an. Mit positiven Gedanken können Sie aus diesem Teufelskreis ausbrechen. Zum Beispiel mit einer regelmäßigen, möglichst täglichen kleinen Übung: Denken Sie am Feierabend an drei Dinge, die Ihnen heute gut gelungen sind. Bestimmt fallen Ihnen sogar mehr ein. Und wenn Sie dann wieder einmal das Gefühl haben, dass gar nichts gelingt, können Sie sich diese Erfolge ins Gedächtnis rufen.
Unsicherheit entsteht, wenn Informationen fehlen. Dann stellen Sie sich zum Beispiel die Frage, ob Sie eine Aufgabe auch ohne alle aus Ihrer Sicht notwendigen Daten rechtzeitig abschließen können. In den meisten Fällen dürfte das machbar sein, obwohl Sie sich das vielleicht nicht zutrauen. Sammeln Sie alles, was Ihnen zur Verfügung steht, und treffen Sie anhand dessen, was Sie haben, eine Entscheidung. Sie werden sehen: Wenn Sie diesen Schritt gemacht haben, weicht der Druck auf Ihren Schultern und Sie arbeiten lockerer weiter.
Wir stehen jeden Tag vor unzähligen Entscheidungen. Manche sind zweitrangig: „Was esse ich heute Mittag?“. Andere sind von großer Tragweite: „Soll ich den neuen Job annehmen?“. Investieren wir zu viel Zeit in Unwichtiges, geraten wir zwangsläufig unter Stress. Uns bleibt dann für die wesentlichen Fragen weniger Zeit. Bevor Sie über ein Problem nachdenken, sollten Sie deshalb dessen Folgen einschätzen: Wie sehr wirkt es sich auf einer Skala von 1 bis 10 auf Ihre Karriere oder den Erfolg eines Projekts aus? Liegt es im unteren Bereich, treffen Sie eine schnelle Entscheidung. Manche Dinge sind so unbedeutend, dass es das Risiko wert ist, falsch zu liegen.
Unsicherheiten können zu einem Tunnelblick führen. Dann konzentriert sich alles auf ein einziges Problem. In dem Fall passiert es schnell, sich sämtliche Folgen eines möglichen Versagens in den grellsten Farben auszumalen. Bei der Lösung hilft das natürlich nicht weiter. Wenn Ihre Zweifel Ihr ganzes Handeln beeinträchtigen, dann müssen Sie das Gedankenkarussell anhalten. Rufen Sie sich Ihre Erfolge wieder in Erinnerung. Stellen Sie sich vor, wie erleichtert Sie sein werden, wenn Sie das Problem gelöst haben. Und schon wird Ihnen die Entscheidung leichter fallen.
Wenn Sie unsicher im Job ist, liegt das oft an einem geringen Selbstbewusstsein. Das sollten Sie aufbauen, indem Sie sich zum Beispiel regelmäßig Zeit für sich nehmen. Machen Sie öfter Dinge, die Ihnen Spaß machen, gönnen Sie sich etwas. Nehmen Sie kleine Missgeschicke mit Humor und lachen Sie über sich selbst. Loben Sie sich selbst für Erfolge und nehmen Sie Anerkennung von anderen an. Vergleichen Sie sich nicht dauernd mit Dritten. Betrachten Sie Vorwürfe und Niederlagen nicht als persönliches Versagen.
In vielen Jobs wechseln von Zeit zu Zeit die Anforderungen. Fühlen Sie sich dadurch gestresst? Das ist zwar verständlich, doch gehören Veränderungen in den meisten Berufen zum Alltag. Fassen Sie derartige Entwicklungen nicht grundsätzlich als bedrohlich auf, sondern sehen Sie darin eine Chance. Schließlich erweitern Sie mit neuen Abläufen und Aufgaben Ihren Horizont und stärken Ihre Kompetenzen. Lassen Sie sich also darauf ein, und sträuben Sie sich nicht reflexartig gegen jede Anpassung in Ihrem Arbeitsbereich.
Nehmen Sie hin, dass nicht immer alles glattläuft. Risiken gehören zur täglichen Arbeit. Wenn Sie eine Entscheidung treffen, besteht immer die Gefahr, dass Sie damit falsch liegen. Wichtig ist, dass Sie mit dieser Erkenntnis richtig umgehen. Und aus Fehlern können Sie für das nächste Mal lernen, wenn Sie eine ähnliche Entscheidung treffen müssen.
Ein interner und vor allem ein externer Wechsel des Arbeitsplatzes ist stets mit Unwägbarkeiten und Aufregung verbunden. Das sind für Menschen mit einem angeschlagenen Selbstbewusstsein keine idealen Voraussetzungen. Doch immerhin haben sie diesen Schritt gewagt und damit ihre Ängste überwunden. Das allein ist schon ein Grund, darauf stolz zu sein. Trotzdem dürften die Betroffenen zunächst unsicher in einem Beruf oder einer Position sein, den oder die sie noch nicht gut kennen. Das Problem haben allerdings die meisten Jobwechsler*innen. Das wissen auch die neuen Vorgesetzten und Teammitglieder – auch aus eigener Erfahrung. Denken Sie daran, wenn Sie sich einer neuen Herausforderung stellen. Schließlich ist bekanntlich aller Anfang schwer. Bleiben Sie daher ruhig und gewöhnen Sie sich ein. Hören Sie zu und lernen Sie dabei. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Ratgeber „Der erste Monat im neuen Job: Tipps für den perfekten Start”. Suchen Sie bei konkreten Fragestellungen das Gespräch mit Ihrer Führungskraft. Vielleicht können Sie Ihre Unsicherheit im Job aber auch überwinden, indem Sie eine andere, für Sie besser passende Stelle finden. Dabei stehen wir Ihnen gern zur Seite.
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