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Ihre Mitarbeitenden fühlen sich zu stark von Ihnen kontrolliert? Zugegeben, als Vorgesetzte*r sollten Sie gut über die Projekte Ihres Teams informiert sein. Aber die Grenze zwischen „gesunder“ Kontrolle und Mikromanagement ist fließend. Führungskräfte tun gerade in Home-Office-Zeiten gut daran, Verantwortung für untergeordnete Aufgaben abzugeben und dabei ihrem Team zu vertrauen.
Aus diesen Gründen sollten Sie Mikromanagement vermeiden:
- Gewissenhaft oder schon Mikromanager*in? Werfen Sie einen kritischen Blick auf sich selbst
- Mikromanagement hat negative Folgen für alle
- Überdenken Sie Ihre Vorgesetzten-Rolle
- Vertrauen Sie Ihrer Crew – auch im Home-Office
- Lassen Sie los und geben Sie Verantwortung an Ihr Team ab
Gewissenhaft oder schon Mikromanager*in? Werfen Sie einen kritischen Blick auf sich selbst
Dass Sie Mikromanagement betreiben, können Sie auf mehrere Arten bemerken: Entweder beschweren sich Ihre Mitarbeitenden über zu viel Kontrolle. So ein Wink mit dem Zaunpfahl geschieht in der Praxis aber eher selten. Oder was wahrscheinlicher ist: Sie stellen irgendwann fest, dass Ihre eigenen Aufgaben auf der Strecke bleiben, weil Sie sich vermeintlich um alles selbst kümmern müssen.
Seien Sie ehrlich zu sich:
- Denken Sie beim Wort „delegieren“ immer „Aber das geht nicht!”?
- Fühlen Sie sich unwohl, wenn Sie nicht an jedem Arbeitsschritt in Ihrer Abteilung direkt beteiligt sind?
- Sind Sie im Urlaub gestresst, weil Sie bei Entwicklungen im Unternehmen außen vor sind?
Falls Sie gerade dreimal innerlich zugestimmt haben, sind Sie ein*e Mikromanager*in oder auf dem besten Weg dahin. Vermutlich neigen Sie zum Perfektionismus und möchten über jedes Detail im Bilde sein. Auch wenn die Ihnen untergeordneten Mitarbeiter*innen prinzipiell einen guten Job machen und womöglich selbst Führungsverantwortung haben: Anstatt sich das Endergebnis eines Projekts zur Freigabe vorlegen zu lassen, sind Sie lieber an allen Abstimmungsschleifen persönlich beteiligt.
Mikromanagement hat negative Folgen für alle
Mikromanagement kostet zum einen Sie selbst viel Zeit und Energie, die Sie anderswo viel sinnvoller einsetzen könnten. Womöglich ist auch Ihr Überstundenkonto schon am Limit? Aber auch auf Ihre Mitarbeiter*innen wirkt sich dieses Verhalten aus: Übertriebene Kontrolle schadet ihren Leistungen, ihrer Jobzufriedenheit und als Folge der Mitarbeiterbindung. Motivierte Fachkräfte möchten sich weiterentwickeln und im Laufe der Zeit innerhalb ihres Entscheidungsbereichs eigenes Führungspotenzial entfalten. Das können sie jedoch nicht, wenn sie das Gefühl haben, der oder die Vorgesetzte vertraue ihnen nicht und kontrolliere jeden Schritt, den sie tun.
Unsicherheit, Stress und Frust sind mögliche Folgen. Unter Führungsfehlern, wie sie mit Mikromanagement einhergehen, kann das Arbeitsklima erheblich leiden. Mitarbeiter*innen, die mit ständigem Helikopter-Management durch Vorgesetzte konfrontiert sind, wagen es bald nicht mehr, Ideen und Eigeninitiative zu entwickeln. Sie ordnen sich demotiviert unter, ihre Produktivität sinkt. Und schlimmstenfalls schauen sie sich nach einem anderen Job um. Das schadet auf Dauer dem gesamten Unternehmen. Deshalb sollten Sie rechtzeitig gegensteuern.
Überdenken Sie Ihre Vorgesetztenrolle
In Ihrem Team spielen Sie nicht die erste Geige, sondern sind Dirigent*in. Das heißt: Verlieren Sie sich nicht in Details. Es ist nicht die Aufgabe einer Führungskraft, die kleinsten Arbeitsschritte anzuleiten, sondern klare Anweisungen zu geben und das Gesamtbild im Kopf zu behalten. Vielleicht hilft Ihnen dabei das Bild des Dirigenten, der es versteht, aus diversen Musiker*innen und Instrumenten ein gemeinsames Meisterwerk zu orchestrieren.
Dazu gehören folgende Verhaltensweisen, die moderne Führung kennzeichnen:
- Karriereentwicklung statt Kontrolle: Verstehen Sie sich als Coach und fördern Sie Ihre Mitarbeitenden. Bringen Sie sie dazu, selbst Entscheidungen zu treffen und die richtigen Schritte zu gehen, statt Ziele vorzugeben und abzuhaken. Bieten Sie dabei jederzeit Rat und Unterstützung an.
- Offene Fehlerkultur: Kommunizieren Sie: Fehler gehören dazu und können jedem passieren. Durch sie lernt man, es beim nächsten Mal besser zu machen.
- Feedbackkultur: Sparen Sie an passender Stelle nicht mit Lob, aber scheuen Sie auch kritisches Feedback nicht, wenn es angebracht ist.
Vertrauen Sie Ihrer Crew – auch im Home-Office
Wenn Sie als Führungskraft ständig hinter den Schreibtischen Ihrer Mitarbeiter*innen stehen, um sich nach dem Fortschritt von Routinetätigkeiten zu erkundigen, werden diese weder schneller noch effizienter arbeiten. Im Gegenteil. Also:
- Geben Sie bei der Aufgabenverteilung klare Anweisungen.
- Haken Sie zwischendurch nach. Aber nur, wenn es notwendig ist.
- Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Leute ihren Job im Griff haben.
Und ja: Das geht auch im Home-Office. Die vielfach fehlende räumliche Nähe zur Belegschaft während der Corona-Pandemie war einigen Führungskräften anfangs gar nicht recht. Wer zum Mikromanagement neigt, spürt den vermeintlichen Kontrollverlust umso stärker.
Hier hilft die richtige Einstellung: Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Mitarbeiter*innen genauso am Erfolg des Unternehmens interessiert sind wie Sie selbst. Sie werden nicht automatisch schlechtere Arbeitsergebnisse liefern, nur weil Sie nicht unmittelbar neben ihnen sitzen.
Bei Problemen werden sich Ihre Mitarbeitenden bei Ihnen melden – vorausgesetzt, Sie sind zu festen Zeiten ansprechbar und kommunizieren das auch. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter*innen, bei Fragen jederzeit auf Sie zuzukommen, und lassen Sie ihnen ansonsten weitgehend freie Hand. Wenn es klare Team-Regeln gibt und der Kommunikationsfluss klappt, funktioniert Remote Leadership in den meisten Fällen sehr gut.
Lassen Sie los und geben Sie Verantwortung an Ihr Team ab
Vom Mikromanagement loszukommen setzt voraus, dass Sie bereit sind, zu delegieren. Welche Aufgaben stehen derzeit auf Ihrer – eventuell viel zu langen – To-do-Liste? Wählen Sie diejenigen aus, die problemlos von jemand anderem im Team erledigt werden können. Überschlagen Sie Zeitaufwand und benötigte Fähigkeiten und delegieren Sie die Aufgabe an passende Mitarbeiter*innen.
Auch wenn es schwerfällt: Üben Sie Zurückhaltung und lassen Sie den Rotstift fallen. Führungsstil heißt nicht, jedem Dokument, das über Ihren Schreibtisch läuft, Ihre persönliche Note aufzudrücken. Stattdessen sollten Sie offen sein und Ihren Mitarbeiter*innen genügend Freiraum bieten, die Aufgaben so zu erledigen, wie es für sie am besten passt. Am Ende zählt nicht, wie eine Aufgabe erledigt wurde, sondern wie das Ergebnis aussieht.
Ganz wichtig: Wenn Teammitglieder Projekte managen, lassen Sie diese auch Entscheidungen treffen – und eigene Fehler machen. Auch wenn sich Abläufe erst einspielen müssen und der Start vielleicht etwas holprig verläuft, profitieren auf lange Sicht alle davon. Nur so können Mitarbeiter Ihre eigenen Problemlösungsstrategien und Führungsfertigkeiten entwickeln.
Sie werden überrascht sein, welches Potenzial in dem einen oder anderen Teammitglied steckt. Schließlich könnte sich irgendwann die Frage stellen: Wer übernimmt Ihren Job, wenn Sie befördert werden?
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Bildquelle: © geralt - Pixabay.com
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